Prof. Hans Knappertsbusch (18881965)

 

Als Sohn eines Elberfelder Fabrikanten geboren, zeigt Hans Knappertsbusch sein Interesse am Dirigier-Handwerk schon als Schüler. 1919 wird er Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor (in Dessau), 1922 tritt er in München die Nachfolge von Bruno Walter als Leiter der Bayerischen Staatsoper an, die er bis 1935 inne hat. 1924 Ernennung zum Professor.

 

Knappertsbusch hat ein gespanntes Verhältnis zum Nationalsozialismus, beteiligt sich aber zuweilen an nationalsozialistischen Veranstaltungen, wie etwa an zwei Konzerten zur Feier von Hitlers Geburtstag 1943 und 1944. Im Jahr 1933 war er auch der Initiator einer Protestnote gegen Thomas Mann, der anlässlich des 50. Geburtstag von Richard Wagner kritische Töne über den deutschen Komponisten in einer Rede an der Münchner Universität angeschlagen hatte. Knappertsbusch steckt damit ähnlich wie auch sein nahezu gleichaltriger Dirigenten-Kollegen Wilhelm Furtwängler in einem Dilemma: tief in deutscher Kultur und Kunst verwurzelt, kann und will er sich nicht vorstellen, zu emigrieren. Für eine künstlerische Tätigkeit im nationalsozialistischen Deutschland war es aber für einen namhaften Dirigenten auf Dauer unmöglich, sich der Inbeschlagnahme durch das Regime zu entziehen; somit sah er sich zu einer zweifellos nicht gerne eingegangenen Kooperation genötigt.

 

Aufgrund seiner beruflichen Betätigung während des »Dritten Reichs« verhängen die Amerikaner im Herbst 1945 nach Ende des Krieges ein Berufsverbot über Knappertsbusch, das sie jedoch zwei Jahre später wieder zurücknehmen. Von 1947 an arbeitet er an verschiedenen Häusern in Wien und widmet sich ab 1951 einem neuen Schwerpunkt seiner Arbeit, der jährlichen Aufführung des "Rings" bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen. 

 

Knappertsbusch besitzt nie ein eigenes Haus in München und führt ein rechtes »Nomadenleben«: ab Oktober 1930 mietet er Räume im Erdgeschoss der ehemaligen Doppelvilla Possart / Klug in der Maria-Theresia-Straße 25 an, 1941 zieht er in ein Haus in der Mauerkircherstraße 76. Nach Kriegsende wohnt er im Stadtteil Lehel, kehrt aber 1958 nach Bogenhausen zurück, um mit seiner Frau Räume in der Bechtolsheim-Villa in der Maria-Theresia-Straße zu mieten. Ab 1962 bis zu seinem Lebensende wohnt er im Herzogpark, in der Gustav-Freytag-Straße 10.

 

 

 

 

Knappertsbusch verstirbt 1965 in München und wird auf dem Friedhof von St. Georg in Bogenhausen beigesetzt. In München ist ihm zu Ehren in Englschalking die Grund- und Hauptschule an der Knappertsbuschstraße benannt.

 

 

 

 

 

 

Abbildungen:

oben: Hans Knappertsbusch und die Münchner Philharmoniker im Saal an der Schornstraße (1962).

unten: Das Grab von Hans und Marion Knappertsbusch am Bogenhauser Friedhof. hpt©Verein für Stadttelkultur im Münchner Nordosten e.V., 2020.