Carl Jäger

(1868–1961)

 

Carl Jäger wurde 1868 in Grimma (Sachsen) als ältestes von sechs Kindern einer Handwerksfamilie geboren. Nach Studien- und ersten Berufsjahren als Architekt trat er auf Empfehlung seiner Kollegen Feodor Lehmann und Franz Rank im Jahr 1900 in das Architekturbüro von Martin Dülfer in München ein. Der hoch angesehene Architekt startete zu diesem Zeitpunkt gerade das Projekt »Herzogpark«. Daher datierte eine lange Zusammenarbeit und Freundschaft mit Paul Ludwig Troost, dem Büroleiter Dülfers, der später Interieurs für Jägers Villen entwarf, bevor er Hitlers Stararchitekt wurde. Schon ein Jahr später machte sich Jäger jedoch selbstständig und wohnte, verheiratet mit Dorothea Freiin von Krüdener, einer livländischen Gustbesitzerstochter, in der Kaulbachstraße, wo 1903 die Tochter Elisabeth geboren wurde (später  im Herzogpark wohnend, war sie verheiratet mit dem Maler Eugen Croissant, dessen Schwägerin Anna Croissant-Rust es als Schriftstellerin zu Ruhm gebracht hatte).

 

Seine erste Villa baute Jäger im Herzogpark an der Kolbergerstraße 16 im Jahr 1907/08, wo er aber nur ein Jahr mit seiner jungen Familie selbst darin wohnte, dann wurde das Haus vermietet und man zog ebenfalls in eine Mietswohnung. Nach dem Tod seiner Frau 1915 heiratete Jäger deren Freundin Helene von Kiel (1916), zwei Töchter wurden geboren. An Neujahr 1917 wurde Jäger mit dem Titel eines königlichen Professors geehrt. Nach Kriegsende und Revolution verkaufte er die Villa Kolbergerstraße 16 und erwarb einen Bauplatz an der Pienzenauerstraße 72 jenseits der Leonhard-Eck-Straße. Der wirtschaftliche Aufschwung des Architekten manifestierte sich im Atelier im Leuchtenbergpalais in der Ludwigstraße (mit F. Prettner) und in neuen Aufträgen, namentlich für die Isarwerke (Mauerkircherstraße 31) und im bald folgenden Villenneubau an der Pienzenauerstraße 72 für die Familie.

 

Aber mit dem Eintritt in den Ruhestand wurde noch einmal gebaut und umgezogen. Jäger erwarb preiswert einen Bauplatz an der Gumppenbergstraße 4 und baute dort ein etwas bescheideneres Haus 1934–35. Das Haus an der Pienzenauerstraße 72 wurde verkauft, mit Ausnahme des Gartenhauses, das weiter vermietet wurde. Es wurde 1944 zum Teil zerbombt. 1950 stellte es Jäger wieder her. Nach dem Tod seiner zweiten Frau Helene 1952 starb Professor Carl Jäger 93-jährig am 27. November 1961.

 

 

Weitere Villenbauten von Carl Jäger im Münchner Nordosten:

 

Häusergruppe Pienzenauerstraße 22/22a/24

Villa Willers, Pienzenauerstraße 53

Villa Woerner, Mauerkircherstraße 48

Haus Münzing, Newtonstraße 3 (Bogenhausen)

Haus Rd. Weigmann, Denninger Straße

 

 

 

Literatur:

Fotos von oben nach unten: