Villa Willers

Pienzenauerstraße 53

 

1924 errichten die Architekten Prof. Carl Jäger und Prof. Peter Birkenholz für die florierende Exportfirma Willers (Stoffe und Paramente) in der Pienzenauerstraße 53 im Herzogpark eine zweigeschossige Villa in zurückhaltend barockisierenden Formen mit einem kleinen, umfriedeten Park. Willers hatte zuvor die Kolbergerstraße 22 und 24 besessen. Im Erdgeschoß waren die Büros und Lagerräume, im ersten Stock die Privaträume des Kaufmanns, dessen Frau eine gute Sängerin gewesen sein soll: Die Konzert im Hause Willers hatten Qualität. Der eher historisierende Bau entsprach wohl mehr dem Geschmack des Bauherrn als der ästhetischen Ausrichtung des Architekten ... Die Villa des Stoffhändlers lag genau schräg gegenüber Jägers eigener Villa in der Pienzenauerstraße 72.

 

 

Die »Bauzeitung« berichtet im Oktober 1929 über das Haus Willers:

 

»[...] Die Bauherrn also, die Geld haben und für ihr Haus wirklich etwas anlegen wollen, auf gute Arbeit schauen und Ansprüche stellen und stellen können, sind also normalerweise nicht modern eingestellt. Erfolg und Reichtum machen die Menschen in künstlerische Dingen ebenso gut konservativ wie im politischen Leben, vorausgesetzt es handelt sich nicht um Leute vom Fach, deren Erfolge gerade auf der Opposition zu der konservativen Richtung beruhen. Aus dem oben entwickelten Gründen mußte auch der Bauherr des hier zu besprechenden Wohnhauses von seinem neuen Hause verlangen, daß es einen würdigen Rahmen für die von ihm erworbenen Schätze abgebe und sich deshalb den Charakter guter alter Bauten anschließe.«

 

 

 

 

6 Jahre später greift die "Deutsche Bauhütte. Zeitschrift der deutschen Architektenschaft", Ausgabe 28. August 1935, das Willer-Haus mit fast identischem Bildmaterial wieder auf und konstatiert in der Bildunterschrift zur Ansicht oben:

 

»Die breit gelagerte Hauptfront des Baues ist nach dem südlich gelegenen Garten gerichtet. Die Hauptwohnräume des 1. Stocks sind durch höhere mit äußeren Jalousieläden ausgestattete Fenster betont, während die Erdgeschoßfenster der unteren Geschäftsräume lediglich eiserne Vergitterungen zeigen. In diesem Wechsel der Fensterausbildung wie dem ovalen mittleren Vorbau (unten offene Vorhalle, oben Altan mit reich ausgebildetem schmiedeeisernen Geländer), der in einem lustigen, fein profilierten klassischen Giebel seine Bekrönung findet, liegt ein ganz besonderer Reiz dieser stilvollen Fassade. [...] Der umbaute Raum beträgt einschl. Wirtschaftsgebäude rd. 4000 cbm. Die Gesamtbaukosten bei sehr guter Innenausstattung einschl. Einfriedigung, Gartengestaltung, Architektengebühren betragen 200 000 RM.«

 

 

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