Das 1965 von Anton Rückel geschaffene Denkmal wurde als Ersatz für das Ende des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzene Standbild auf der Corneliusbrücke errichtet und wie auch schon damals durch einen Verein finanziert. Nach vorherigen Schwierigkeiten wegen der Gestaltung und dem Standort kam es endlich am 28. Mai 1967 zur Enthüllung. Auf einem hohen Granitsockel steht die überlebensgroße Bronzefigur des bayerischen Königs Ludwig II. im Ornat der Sankt-Georgs-Ritter. Am Sockel sind vier Bronzeplatten befestigt, die auf vier Bauwerke des Königs verweisen: die Schlösser Linderhof, Herrenchiemsee, Neuschwanstein und das von Semper geplante Festspielhaus, das dann in Dresden gebaut wurde. In der Bodenplatte vor dem Denkmal ist folgende Inschrift zu lesen:

 

"Wo Bayerns König Ludwig für Richard Wagners Werke nach Gottfried Sempers Plänen zum Ruhm der ganzen Menschheit den Festbau schaffen wollte, setzt sich das Volk ein Denkmal."

 

Am 19. Juni 1910 wurde ein erstes Ludwig-II-Denkmal eingeweiht. Der König war, als jugendlicher Monarch vor seinem Thron stehend, so modelliert, wie ihn die Seinen am liebsten sahen: Schön wie ein Märchenprinz. Unter "Vermischtes. Münchner Brief." stand dazu in der Zeitschrift 'Der Profanbau':

 

"München, Juli 1910. Die neueste bauliche Tat auf hiesigem Boden ist eine Untat und heißt Denkmal König Ludwig II. Auf der Corneliusbrücke, dem monumentalen, schönen Werke des erfolgreichen Friedrich von Thiersch, das als Architektenscherze Porträts von Halbweltdamen, Zuhältern und anderen Bewohnern bedenklicher Viertel eingemeißelt bekam, erhebt sich dies neueste Denkmal, das die Form einer schlecht kopierten Altarnische hat und eine überlebensgroße Figur aus der privilegierten Künstlerhand des Reichsrates und kgl. Erzgießers Ferdinand v. Miller vor dem Regen und bösen Wettern schützt. Fast einmütig lehnt man hier diese Mache ab, bei der unbegreiflicherweise die berühmte Münchner Monumentalbaukommission Pate gestanden und sogar verbessernde Hand angelegt haben soll. Der Entwerfer des Denkmalbaues, der aus der Affäre der verkrachten Margarethenkirche weiteren Kreisen bekannt gewordene Architekt Dosch, behauptet, daß die Korrekturen der Monumentalbaukommission eine "Verböserung" seiner Sache bedeuteten. Wir glauben dennoch nicht, daß gerade er der Mann war, der sich mit Recht vom Denkmals-Verein von allen Anfang an ausschließlich und kontraktlich die Ausführung des Denkmals bedingen durfte. Wenn irgend einer Person in München ein markantes und künstlerisch vollwertiges Denkmal gesetzt werden mußte, dann war es der kunstsinnige König Ludwig II.; es ist schade, daß er nicht selbst über das ihm gewidmete Werk ödester Steinmetzenschablone befinden kann: es wäre schnell eine wirkliche Tat getan."

 

Auf der Nordseite des Denkmals wies ein Bronzerelief auf die große Zeit während der Regierung des Königs, auf die Wiederbegründung des Deutschen Reiches hin: Der Einzug der siegreichen Truppen am 16. Juli 1871 und die Begrüßung derselben durch den König vor dem Denkmal Ludwigs I. Es heißt, dass man nach dem Zweiten Weltkrieg auf einem Hamburger Schrottplatz den Kopf der Statue wiederfand. Er ist, auf einer Stele angebracht, wieder auf der Brückenterrasse aufgestellt worden.

 

 

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Text: Karin Bernst, "Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten", Kalender 2006.

Foto: Foto: Denkmal König Ludwig II., Kalenderblatt 1968, Hans Vötterl