Alfred Schwarzschild (18741948)

Als zweites Kind des »Wechselsensals« Moses Martin und dessen Ehefrau Henriette Ottilie Schwarzschild (geb. Sabel) kam Alfred Schwarzschild 1874  in Frankfurt am Main zur Welt. Er und seine sechs Geschwister wuchsen in wohlhabenden und liberalen Verhältnissen auf. Schon früh zeigte sich seine künstlerische Begabung. 1890 bis 1892 studierte er bei Anton Burger in Kronberg, später besuchte er von die Kunstakademie in Karlsruhe. 1893 zog er mit seinem ältesten Bruder Karl (er wurde ein berühmter Astronom) nach München und studierte ab Oktober 1883 an der Akademie der Bildenden Künste zunächst bei Prof. Gabriel von Hackl (Naturklasse), dann bei Prof. Wilhelm von Diez. Sein Atelier in der Nordendstraße teilte er mit dem Maler und Grafiker Albert Weisgerber, den er wohl während seiner Studienzeit in der Naturklasse Hackls an der Kunstakademie kennenlernte. Sein Freund fiel 1915 während des Ersten Weltkriegs in Frankreich.

 

 

Ab 1901 beteiligte sich Schwarzschild regelmäßig an Internationalen Kunstausstellungen im Münchner Glaspalast, gleich beim ersten Mal wurde er für sein Ölbild »Übermut« mit einer Medaille ausgezeichnet. 1905 bis 1909 stellte er auch in der Großen Berliner Kunstausstellung aus.

 

 

Ein erhaltenes Fotoalbum der Familie Schwarzschild zeigt Alfreds Tätigkeit als Kriegsbeobachter der Luftstreitkräfte während des Ersten Weltkriegs. Für seine Verdienste wurde er mit dem Eisernen Kreuz Zweiter Klasse ausgezeichnet. 1924 heiratete er Theodora Luttner und zog mit den drei Töchtern nach München in der Holbeinstraße 4, später in die Mauerkircherstraße. Schwarzschilds Wohnsitz im noblen Bogenhausen belegt, dass er in den 1920er- und 1930er-Jahren zum gefragten (Porträt-)Maler wurde - sein Stil reichte vom Jugendstil bis zur Neuen Sachlichkeit.

 

 

Doch die aufkommenden Restriktionen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten machten es ihm als Juden immer schwerer, seine Werke zu verkaufen. So konnte er zum Beispiel aufgrund seiner Herkunft nicht Mitglied in der Reichskammer der Bildenden Künste werden, was aber eine Voraussetzung für eine Teilnahme (und damit auch eine wichtige Verkaufsmöglichkeit seiner Werke) an den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Haus der Kunst war. Schwarzschild schlug sich mit der Gestaltung von Souvenir-Postkarten durch. Er schuf eine Reihe von Postkarten mit dem Münchner Kindl als Motiv, eine Serie zum Thema Oktoberfest und zum Hofbräuhaus. Bis heute verkaufen sich diese Karten in den Souvenirläden in hohen Auflagen. Er selbst amüsierte sich in seinem Tagebuch nach seiner Flucht darüber, dass ihm seine jüngste blondlockige Tochter Theodora oft Modell gestanden habe und somit ein »jüdisches Münchner Kindl« in ganz Deutschland und darüber hinaus zu Tausenden verbreitet wurde.

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Schwarzschild wollte aus den genannten Gründen Deutschland verlassen und ging 1936 alleine nach England, um für sich und die Familie eine neue Existenz aufzubauen. Zwei Jahre später, 1938, gelang der gesamten Familie schließlich die Einreise nach England und sie entfloh damit der Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Alfred Schwarzschild lebte bis zu seinem Tod 1948 in London. Seine zahlreichen Werke sind seit der NS-Zeit in alle Winde zerstreut und die Familie versucht, sein Gesamtwerk wieder zusammenzustellen (siehe Literaturangabe unten).

 

 

 

 

Abbildungen von oben nach unten:

Literatur: http://alfredschwarzschild.com/Alfred_Schwarzschild_Biography.html [zuletzt geöffnet am 19.1.2024]