Villa »Lindenhof«
Höchlstraße 4
Die Villa in der Höchlstraße in Bogenhausen wurde 1902 bis 1903 von Architekt Prof. Max Littmann als eigenes Wohnhaus erbaut. Er erwarb bereits 1898 das 1900 Quadratmeter große Grundstück von der Heilmann'schen Immobiliengesellschaft für 105.004 Mark und ein Jahr später begannen die Planungen. 1902 reichte Littmann die Baupläne bei der Münchner Lokalbaukommission ein und zwei Jahre später, 1904, konnte die hochherrschaftliche Villa bezogen werden.
Das Anwesen im Typ einer »Villa Suburbana« ist eine Mischung aus dem damals üblichen historisierenden Stil deutscher und italienischer »Renaissance«, durchsetzt von englischen Landhauselementen und Südtiroler Ansitzarchitektur. An der Nordseite (Höchlstraße) trägt sie reiches plastisches Dekor mit Bezügen zur Architektur von Heinrich Waderé, einem von Littmann hochgeschätzten Bildhauer. Ein von Rudolf von Seitz geschaffenes Fresko mit der Allegorie der Architektur im Tympanon über dem Eingangsportal ist heute nicht mehr erhalten. Die öffentliche Nordseite zeigt so dem Betrachter den Stand des Bauherrn, die rückwärtige Südseite mit Garten, Gartenhalle, Brunnen und Freitreppe hingegen ist dem privaten Rückzugsraum der Familie bestimmt.
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Der streng symmetrisch angelegte Gebäudekomplex hat einem langgestreckten Hauptkörper, dem an der nördlichen Hauptfassade ein repräsentativer Eingangsbereich mit einer Terrasse vorgelagert ist. Zwei unterschiedlich ausgestalteten Seitenrisalite brechen diese architektonische Gleichheit wieder auf. Statt mit dem für Bogenhauser Villen sonst üblichen Eisenzaun grenzt eine niedrige Natursteinmauer mit einer aufgesetzten, schlichten Balustrade das Grundstück zur Höchlstraße hin ab. Zwei von den Bildhauern Heinrich Düll und Georg Pezold entworfene Bronzefiguren, ein Elch und ein Hirsch, flankierten auf Sockeln stehend bis in die 50er-Jahre den Eingangsbereich der Villa. Diese Skulpturen wurden entfernt und höchstwahrscheinlich eingeschmolzen. Eine von Littmann neben die Einfahrt gepflanzte mächtige Linde hat die Zeiten überdauert, aus zwei kleinen Thujen daneben sind inzwischen mächtige Bäume geworden, die das Gebäude nahezu vollständig verdecken. Die Villa ist heute nicht mehr über den Treppenaufgang des zentralen Eingangsbereichs zugänglich, sondern über die beiden Seiteneingänge. Generell ist der »Lindenhof« sowie die Gartenanlage äußerlich zwar relativ unverändert erhalten, im Inneren aber, das von mehreren Institutionen und Mietern bewohnt wird, hat man starke Eingriffe vorgenommen.
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Abbildungen:
Nordseite der Villa »Lindenhof«, um 1910; Buchscan aus: »Münchener bürgerliche Baukunst der Gegenwart«, Callwey Reprint.
Lageplan der Villa, Bleistift-/Federzeichnung von Max Littmann selbst, gez. 17. November 1900. Schön zu sehen der große Gartenbereich. In der Maria-Theresia-Straße ist bereits Clemens Freiherr von Bechtolsheim als Besitzer der Villa Nr. 27 eingetragen. Deren benachbarte Villa (Hausnummer 28, spätere Ruederer-Villa) ist ebenfalls eingetragen, die daran anschließenden beiden Grundstücksparzellen gehören zur Möhlstraße 25 (»Gralsvilla«) und Möhlstraße 23 (Pschorr-Villa). Auf dem Eckgrundstück Maria-Theresia-Straße/Höchlstraße ist bereits Rudolf Diesel namentlich als Besitzer der Villa Höchlstraße 2 und somit als direkter Nachbar von Max Littmann eingezeichnet. Auf der anderen Seite des »Lindenhofs«, an der Ecke Höchlstraße/Möhlstraße, schließt sich ein 1230 Quadratmeter großes Grundstück an, auf dem erst in den 1920er-Jahren die Villa Willstätter (Möhlstraße 29) entstehen wird. Noch an der westlichen Längsseite der Gartenanlage des »Lindenhofs« schließt sich das Grundstück von Privatier Karl Schneider an, dessen Villa (Möhlstraße 27) 1903 errichtet wird. © http://mediatum.ub.tum.de?id=985916
Blick in die Höchlstraße, rechts die beiden Bronzeskulpturen von Düll und Pezold auf den Eingangspylonen der Villa »Lindenhof«, im Hintergrund die Häuserfronten an der Einmündung Höchlstraße / Ismaninger Straße; Ansichtskarte, 1910 © privat. Die Bronzeskulptur »Hirsch« von Düll/Pezold wurde ebenso wie der bronzene Elch aus der Höchlstraße 4 entfernt und soll sich angeblich in der Wohnanlage der »Borstei« (München-Moosach) befinden, Oelwein vermutet aber mit größter Wahrscheinlichkeit in den beiden Borstein'schen Skulpturen lediglich Nachgüsse der originalen Werke aus der Höchlstraße.