Denkmal auf dem Platz "Zur Deutschen Einheit"

 

Am 15. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands wurde am Platz „Zur Deutschen Einheit“ ein Denkmal mit der Aufschrift „3 OKT 1990“ enthüllt. Der Ort des Denkmals hat eine Geschichte und auch die Entstehung des Denkmals. In den ersten Jahrhunderten nach Christus stand an dieser Stelle ein römischer Gutshof. Es wurden Reste von Thermen und römische Münzen gefunden. Nach der Eingemeindung Dennings 1930 erhielten die Straßen Namen nach Städten im Osten des ehemaligen deutschen Kaiserreiches. In diesem Zusammenhang war es folgerichtig, auf Antrag des Österreichischen Landmann-Vereins München den Platz “Zur Deutschen Einheit“ zu benennen. Nach mehreren Umwidmungen erinnert er jetzt „an die Bestrebungen, die politische Einheit Deutschlands zu erreichen und zu bewahren, insbesondere an die Reichsgründung 1871 und an den von der Besatzungsmacht niedergeschlagenen Volksaufstand am 17. Juni 1953 in Ostberlin“.

 

Nach dem Fall der trennenden Mauer 1989 und der Wiedervereinigung 1990 wurde die deutsche Einheit wieder ganz aktuell, und es entstanden Gedanken, dem Platz und damit dem Stadtviertel eine entsprechende und würdige Bedeutung zu geben. Da sich dort zufällig ein Notbrunnen befindet, wurde vorgeschlagen, einen Gedenkbrunnen zu stiften. Nachdem sich im Herbst 2001 verschiedene prominente Bürger und engagierte Lokalpolitiker, darunter auch der Altoberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel, für dieses Projekt ausgesprochen hatten, wurde der Vorschlag am 22. Januar 2002 Oberbürgermeister Christian Ude zugesandt. Am 5. Februar 2002 stimmte der Bezirksausschuss Bogenhausen einstimmig dem Gedenkbrunnen zu. Die Antwort vom Oberbürgermeister kam ein Jahr später am 24. Februar 2003 mit einer Ablehnung, denn „zu wichtigen Themen schreibt die Stadt regelmäßig Wettbewerbe aus“ und es könnte „hier von dieser Praxis nicht abgewichen werden“. Ein persönliches Gespräch mit dem Oberbürgermeister am 5. Juni 2003 und ein Brief an ihn vom 10. Mai 2003 führte dazu, dass der Oberbürgermeister am 5. Juni 2003 das Baureferat beauftragte, mit dem „Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten“ über einen Gedenkstein zu verhandeln. Am 19. Februar 2004 trafen sich Vertreter des Vereins und des Baureferats mit Prof. Dr. Florian Matzner, dem Vorsitzenden der Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Er regte an, einen Entwurfsvorschlag bei Peggy Meinfelder aus Hildburghausen in Thüringen einzuholen, die Bildhauerei in München studierte. Diese legte am 23. April 2004 bei einem Ortstermin am Platz „Zur Deutschen Einheit“ einen sehr interessantes Konzept vor, das das Transformatorenhäuschen an diesem Ort mit einbezog. Dieses Projekt fand im Juni 2004 die Zustimmung des Vereins für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten mit der Zusage, die Kosten zu übernehmen. Schließlich stimmte der Ältestenrat der Stadt München am 11. März 2005 dem Denkmal zu und auch der Bezirksausschuss.

 

Dank der Tatkraft von Peggy Meinfelder und des Architekten Klaus Herta in Zusammenarbeit mit dem Verein, dem Baureferat und dem Gartenbauamt der Stadt ging nun alles schnell voran. In verschiedenen Besprechungen wurde das Procedere festgelegt und der 3. Oktober 2005 für die Einweihung ins Auge gefasst.

 

Das Zentrum des Denkmals bildet eine 3 m hohe Stele aus Beton, die mit dem Schriftzug „ 3 OKT 1990“ durchbrochen ist. Auf beiden Seiten der Stele laden Betonbänke zum Sitzen ein. Die Sitzenden können durch den Schriftzug Blickkontakt aufnehmen. Natürlich erinnert die Stele an ein Segment der Berliner Mauer und sie teilt auch den ganzen Platz in zwei Hälften. Das Datum der Wiedervereinigung ist als Sollbruchstelle gestaltet, an der die Mauer und die Trennung zerbricht. Es war eine geniale Idee von Peggy Meinfelder und Klaus Herta, das Transformatorenhäuschen in das Denkmal einzubeziehen. Die Künstler wollten ausdrücklich nicht nur ein Denkmal entwerfen, das sinngebend für den Platz und für den Stadtteil wirkt, sondern auch die Bürger und unmittelbaren Anlieger an der Gestaltung beteiligen. Deshalb wurde Ende Juli 2005 eine Umfrage gestartet. Die Bürger der Gegend wurden gebeten, Gedanken, erste Eindrücke und Erlebnisse zur Wiedervereinigung der Künstlerin mitzuteilen. Aus den vielen Zuschriften stellte Peggy Meinfelder eine sehr eindrucksvolle Schriftfolge zusammen, die den Zusammenhang zwischen dem zum Feiertag erhobenen Datum und eigenen Erinnerungen und Überlegungen herstellt. Diese Texte sind auf der Westseite des Transformatorenhäuschens auf den Putz aufgebracht worden. Sie laden die Betrachter zum Lesen und Nachdenken ein. Auf der Nordseite des Häuschens wurde eine Messingtafel befestigt, die an die Geschichte dieses Platzes und die Entwicklung der deutschen Einheit erinnert.

 

Die Künstlerin, ihre vielen Helfer, die Firmen, das Baureferat und die städtischen Behörden schafften es wirklich, das Denkmal pünktlich zum 3. Oktober 2005 fertig zustellen. Mit einem Stadtteilfest wurde es feierlich vom Stadtteilkultur-Verein enthüllt und der Stadträtin Claudia Tausend als Vertreterin des Oberbürgermeisters übergeben. Etwa 300 Bürger nahmen trotz kühlen Wetters an der Feier teil, zu der der Bezirksausschuss eingeladen hatte und die der Posaunenchor der Immanuelkirche musikalisch begleitete. Nach der Begrüßung durch die Bezirksausschussvorsitzende Christiane Hacker und den Dankesworten des  Vereinsvorsitzenden Roland Krack hielt der Staatsminister a.D. Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin eine ausgezeichnete Rede über die deutsche Einheit und deutsche Geschichte. Auch der Segen der katholischen Kirche St. Emmeram und der evangelischen Immanuelkirche fehlte nicht.

 

Aus Straufhain, der Heimatgemeinde von Peggy Meinfelder zwischen Hildburghausen und Coburg, war Bürgermeister Horst Gärtner gekommen. Sichtlich stolz erzählte er, dass Peggy Meinfelder und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, der Frau von König Ludwig I., nach der die Theresienwiese benannt wurde, aus dem gleichen Ort stammten.  Seine mitgebrachten Thüringer Würste und die vom Bezirksausschuss gespendeten Brezn und Bier wurden von allen Bürgern dankbar genossen.

 

Der Stadtteilkultur-Verein gab eine Festschrift mit Gedanken zur deutschen Einheit und den vollständigen Zuschriften für das Denkmal heraus. Sie wurde bei dem Fest verkauft und fand großen Anklang. Inzwischen ist das Denkmal ein geglückter und fester Bestandteil unseres Stadtteils geworden, und wir danken der Künstlerin für ihr großes und erfolgreiches Engagement.

 

Till von Egidy