Scheibenfibeln

 

 

War Unterhaching der Stammsitz der Hahilingas?

Am Ende der Völkerwanderung gab es in Altbayern fünf Gefolgschaftsgruppen, von denen wir bis zu dem heutigen Tag außer deren Namen nur wenig wissen. Die Führer dieser Gefolgschaften, sie waren so eine Art Warlords , werden in der Lex Baiuvariorum, dem ersten Gesetzbuch der Bayern, erwähnt, wenn auch erst an zweiter Stelle nach den Agilolfingern. Es sind die Huosi, die Trozza, die Fagana, die Anniona und nicht zuletzt die Hahilinga. Am längsten hielten sich wohl die Huosi, wir sprechen heute noch vom Huosigau. Er umfasst das westliche Oberbayern bis auf die Linie Ober- und Unterschleißheim, und die Hahilingas scheinen namengebend für die beiden Haching gewesen zu sein. Diese Gefolgschaften reichen bis in die Völkerwanderungszeit zurück und so erklärt sich auch der sensationelle archäologische Fund aus dem Jahr 2005 von Unterhaching. Drei Gräber wurden geöffnet, ein Männergrab, ein Frauengrab und die Grablege eines jungen Mädchens. Alle drei Bestatteten zeigten keine Spuren von Gewalteinwirkung, sie waren also eines natürlichen Todes gestorben. Sie wiesen auch keinerlei Mangelerscheinungen auf und der Mann war mit ca.1,90 m auffallend groß gewachsen.

 

Nun, dies alles ist sicher schon bemerkenswert genug, doch sensationell waren die Grabbeigaben. Da waren Edelsteine aus dem fernen Indien neben heimischen Karfunkelsteinen (Halbedelsteine), gefasst von den nobelsten Goldschmieden Italiens. Gewandet waren die Verstorbenen in mit Gold durchwirkte chinesische Seide und dies alles vor Marco Polos Reise nach China. Und wie weitere Grabbeigaben  belegen, waren sie schon Christen. All diese Funde weisen auf ein bedeutendes Machtzentrum der frühen Bajuwarenzeit im Hachinger Tal hin. Mehr Aufschluss soll die große Ausstellung der Archäologischen Staatssammlung in München im Jahr 2010 geben, da werden neben den restaurierten Hachinger Funden auch bedeutende Exponate aus gleicher Zeit aus den archäologischen Sammlungen von Xinjang, dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, dem Louvre und der Nationalen Antikensammlung von Saint-Germain-en-Laye gezeigt.

 

NordOstKultur lädt zu einer exklusiven Führung durch die Ausstellung „Seide und Karfunkelstein“ am 13. Februar 2010, 14:00 Uhr, in die Archäologische Staatssammlung, Lerchenfeldstraße 2: ein; Kosten pro Person 6 Euro.

 

Josef Krause, NordOstMagazin, 2010