Franz Ringer (18651917)

 

Der aus einer alteingesessenen Münchner Tischlerfamilie stammende Ringer war zu seiner Zeit ein gefragter Maler, Holzbildhauer und Kunstgewerbler. Nach einer Schreinerlehre bei seinem Vater während derer er sich schon mit Holz- und Steinbildhauerei beschäftigte, ging er als 20-Jähriger auf Wanderschaft nach Tirol und die Schweiz. Danach ging er bei Bildhauer Prof. Josef von Kramer (18411908) in München in die Lehre, um anschließend die Technische Hochschule in Aachen zu besuchen, wo er sich bei Karl Krauß zum Architekten ausbildete. 1888 kehrte er nach München zurück und übernahm zehn Jahre lang eine Assistentenstelle beim Bildhauer Prof. Josef von Kramer, dem Ringer stilistisch und technisch viel verdankte. Nach dieser Zeit blieb er bis zu seinem Tod am 1. Dezember 1917 als Freischaffender für angewandte Kunst tätig.

 

Ringer hat viele Gaststätten im bayerischen und vor allem Münchner Raum künstlerisch ausgestaltet. So auch die ehemalige Betz'sche Gastwirtschaft in Bogenhausen. Seine Bilder bestechen durch eine außerordentliche Farbigkeit und erinnern an die Werke alter holländischer Meister, die der Künstler bei seinem Studienaufenthalt in Norddeutschland schätzen gelernt hatte. Als weiteres Charakteristikum seiner Bilder gilt die Tracht der dargestellten Personen, die er zumeist aus der Spätrenaissance Frankreichs oder dem Barock entlehnt. Ein zeitgenössischer Kunstkritiker zählt die dafür entstandenen sieben Wandgemälde zu den »lieblichsten und gemütvollsten Werken«, die Franz Ringer als Maler geschaffen hat. Die restaurierten Wandgemälde befanden sich im Besitz der ehemaligen Firma Togal in Bogenhausen, ihr Verbleib nach der Auflösung der Firma und einer Komplettsanierung der Gastwirtschaft 2016 ist nicht geklärt.

 

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Franz Ringer ist auch bekannt als der Schöpfer von Bierkrügen aus Stein und Glas, die er im Jugendstil, Art Deco oder historisierendem Biedermeier bemalte heute begehrte Sammlerobjekte. Zusammen mit dem Bilderhauer Frey zeichnete er auch für die Gestaltung der  Schäfflerfiguren des Münchner Glockenspiels am Rathaus verantwortlich. 1910 schuf er für das 100-jährige Oktoberfestjubiläum den offiziellen Bierkrug mit einem Münchner Kind.

 

 

 

 

 

 

 

Literatur:

Grautoff, Otto: Franz Ringer, in: Kunst und Handwerk, Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbevereins zu München, 53. Jahrgang, München 1902/1903, S. 1-9.  Quelle: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kuh1902_1903/0014/image

 

Abbildungen

oben: Wandgemälde aus der ehemaligen Betz'schen Gastwirtschaft, ehemals Firma Togal; Buchscan aus: Karl, Willibald:

unten: Franz Ringer, Offizieller Oktoberfestkrug 1910, 1910, K-64/829; Sammlung Stadtmuseum München © https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/objekt/offizieller-oktoberfestkrug-1910-muenchner-kindl-10158329.html