In den Ortsteilen von Daglfing und Bogenhausen begannen in der 1860iger-Jahren, der sogenannten Gründerzeit, alte »Zieglerdynastien« durch Kauf oder Heirat ihre Rolle zu spielen. Aber auch neue Namen traten auf den Plan: Der Besitzername der Familie Rattenhuber (Baumeister aus Haidhausen beziehungsweise München) tauchte in männlicher beziehungsweise weiblicher Linie allein bei sieben Ziegeleien in diesem Gebiet und Zeitraum auf. Lorenz Hartl kam von weiter her, aus Schönau bei Aibling, Johann Flaschenträger, der Vater Wilhelm Flaschenträgers, des ersten Bürgermeisters von Daglfing, gar aus Ginsheim in Hessen.

 

 

Die »Loambarone« im Münchner Nordosten (Liste wird successiv vervollständigt):

 

Bogenhausen:

Josef und Anna Selmayr, Georg und Philomena Selmayr, Josef und Pauline Selmayr, Franz Kaffl, Georg und Anna Roth, Friedrich Joseph Roth, Joseph Hönig, Albert Schmidt, Rheinberger, Josef Bramberger, Anton und Amalie Graßl*, Therese Schwanghart, Theodor Riezler, König Max II., Michael Reiffenstuel

 

Bogenhausen-Priel:

Josef Höchl, Anton Höchl, Freiherr Ludwig von Gumppenberg, Walburga Fischer, Lorenz Seidl , Georg Heitmayr, Andreas Mayrbacher, Maria Engelbrecht, Johann Baptist Schmid, Johann Jakob Seidl

 

Bogenhausen-Steinhausen:

Friedrich Karl und Friedrich jr. Wetsch, Deiglmayr, Maurer, Georg Grundler, Maria Hirschberg, Wilhelm Widemann

 

Englschalking:

Wilhelm Flaschenträger, Josef HartlLorenz Hartl sen., Bonifaz Hartl, Johann Pfeifer, Katharina Pfeifer, Martin und Katharina Rattenhuber, Schneider, Sedlmair, Karl Ellwanger, Graßl, Reischl, Josefa Bräunlein (geb. Roth)

 

Denning:

Elise Mayerbacher, Thaddäus Kern, Rattenhuber, Anton und Klara Baur, Josef und Karoline Grundler

 

Johanneskirchen:

Graf, Ellwanger, Leibenger, Rattenhuber, Anton und Klara Baur

 

Oberföhring:

Friedrich Pfeifer, Josef Grimmeisen, Fritz Grünwald, August Haid, Josef Haid, Lorenz Haid, Lorenz Hartl jr., Fritz Meyer, Alfred Model, Margarethe Pfeifer, Fritz Pröbst, Paul Sedlmair, Benno Welsch, Franz Welsch, Josefa Bräunlein (geb. Roth)

 

Zamdorf:

Franz und Maria Obermaier (Streicherbauer), Josef und Magdalena Obermaier, Simon Haas, Mathias und Maria Grundler, Georg und Eva Grundler, Josef Grundler, Kreszenz Brandner, Theres  Rattenhuber, Kaspar und Franziska Rattenhuber, Matthias Rattenhuber, Franz und Elise Rattenhuber, Andreas Mayerbach, Heinrich Thom, Ludwig und Maria Ostermaier, Georg und Maria Roth, August Graf, Lorenz Seidl

 * Terrakottafabriksbesitzer

 

 

Die Arbeit in den Ziegeleien war schwer und mühsam. Da im Winter der Betrieb eingeschränkt oder ganz eingestellt werden musste, begann im Sommer die Arbeit mit Tagesanbruch und endete erst mit Einbruch der Dunkelheit. Die Handarbeit verrichteten italienische Gastarbeiter, die als billige und fleißige Arbeitskräfte oft mit Frau und Kind aus den Gebieten Bergamo, Friaul und Venetien kamen. Sie wurden von sogenannten "Akkordanten" in der Heimat angeworben und zwar unkündbar gegen festen Lohn. Dennoch arbeiteten sie im Akkord. Vom Ziegeleibesitzer bekam der Akkordant für 1000 Stück Ziegel 7 Mark bis 10,50 Mark. Eine Arbeitsordnung gab es selten und wenn dann brachte sie auch keine Verbesserung der Lage der vollkommen abhängigen Arbeiter. Häufig wurden die Ziegeleien von den Gewerbeaufsichtsbeamten wegen Überschreitungen der Arbeitszeiten und vorschriftswidriger Beschäftigung von Frauen und Kinder gerügt. Auch die Unterbringung der Familien und das Fehlen von den Hygienevorschriften entsprechenden Sanitäreinrichtungen musste oft gegen das Widerstreben der Ziegeleibesitzer gefordert und durchgesetzt werden. So spielten die "Loambarone" als Arbeitgeber nicht nur eine rühmliche Rolle in dieser Zeit des materiellen Aufschwungs.

 

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Fotos: Das Paradebeispiel eines Münchner "Loambarons": Ziegeleibesitzer und Familienpatriarch Lorenz Seidl (1788 - 1880) aus Sachsenkam mit seiner dritten Ehefrau Anna geb. Brandner aus Bayrsoyen (1808 - 1865). Lorenz Seidl soll aus drei Eheverbindungen 24 legitime Kinder gehabt haben.

Literatur und Bildquelle: Willibald Karl, "Frühe Industrie: "Loambarone" und Saisonarbeiter", in: "Dörfer auf dem Ziegelland", München 2002.