Die Besitzer des vom Kataster der Stadt München 1896 ausgewiesenen großen Anwesens in Bogenhausen (Hausnummer 31 und 90) heißen Franz und Maria Kaffl. Sie betreiben ein florierendes Fuhrunternehmen, mit dem sie eigene und fremde Ziegeleien bedienen. Kaffl gelingt es trefflich – wie so vielen Bauern im Münchner Nordosten mit Besitz auf dem Gebiet der Lehmzunge –, den Ziegeleiboom der Gründerjahre auszunutzen. Er gehört zur Bogenhauser Prominenz und sitzt als angesehenes Gemeindeausschussmitglied neben dem Bogenhauser Bürgermeister Josef Selmayr und dem Wirt Lorenz Betz als einer der »Heiligen drei Könige von Bogenhausen« in der sogenannten Millionärs-Trinkstube in der Betz'schen Gastwirtschaft, die praktischerweise in fast unmittelbarer Nachbarschaft gelegen ist. Eine prächtige Villa, Jagdgesellschaften, Soireen, Konzertbesuche, vierspännige Kutschausfahrten aufs »Land« nach Oberföhring ... die Kaffls leben das selbstbewusste Leben der »Loambarone«. Vom Unternehmerstolz und vom hohen Ansehen, das sie in der Gemeinde genossen, zeugt auch der reich geschmückte Grabstein der Familie am Bogenhauser Friedhof, den treffenderweise ein Pferdefuhrwerk krönt.
Abbildungen von oben nach unten:
Herrschaftliche Villa von Franz Kaffl an der Händelstraße 5, 1905. Heute steht hier ein modernes Appartementhaus und nur das schmiedeeiserne Eingangsportal und der Zaun erinnern noch an die Zeiten bürgerlichen Selbstbewusstseins als »Loambaron«. Fotografie von Georg Pettendorfer, um 1905 © Stadtarchiv München Sign. DE-1992-FS-NL-PETT1-1108
Familiengrab der Kaffls am Bogenhauser Friedhof von St. Georg.