Sir Hubert Ritter von Herkomer (18491914)

 

1849 in Waal bei Landsberg als Sohn eines Tischlers geboren, gelingt Hubert Herkomer, ähnlich den Malerfürsten Franz von Lenbach und Franz von Stuck, der Aufstieg zum höchst geschätzten und wegen seiner künstlerischen Verdienste geadelten Porträtmaler. Enttäuscht vom Ausgang der Revolution 1848 ist die Familie Herkomer 1851 mit dem zweijährigen Hubert vom bayerischen Waal bei Landsberg a. Lech nach Amerika ausgewandert. Sechs Jahre später zog man von Cleveland / Ohio wieder nach Europa (Southampton, England) zurück. 1865 erhielt der Holzschnitzer Lorenz Herkomer den Auftrag, sechs Kopien der Apostel-Figuren von Peter Vischer in München auszuführen. Sein Sohn Hubert begleitete ihn und wurde durch den Maler Michael Echter auf der Münchner Kunstakademie in seinen in England begonnen Kunststudien weiter gefördert. An diesen Münchner Aufenthalt erinnert der nach ihm benannte Herkomerplatz in Bogenhausen. 1868 ließ Herkomer sich in dem kleinen Dorf Hythe nieder und malte in dürftigen Umständen zwei Bilder, die 1869 in der Dudley-Galerie ausgestellt wurden. Dann ging er 1870 nach London und wurde dort zum erfolgreichen Maler, insbesondere mit den für das Journal »The Graphic« gelieferten Kompositionen und mit dem in der Normandie gemalten Bild "Neuigkeiten vom Kriegsschauplatz". 1871 trat er in die Gesellschaft der Aquarellmaler ein. Von seinen späteren Bildern sind diejenigen der Dichter R. Browning und Tennyson sowie von Archibald Forbes und das einer jungen Engländerin (Grant) zu nennen, das ihm aus der Berliner Ausstellung von 1886 die große goldene Medaille eintrug. 1885 wurde er zum Mitglied der Berliner Akademie ernannt und die Universität Oxford übertrug ihm einen Lehrstuhl an der Slade School. In späteren Jahren weilte Herkomer fast jährlich während des Sommers in Bayern, vor allem in Landsberg am Lech und daher finden sich in seinem Werk auch immer wieder bayerische Themen, wie zum Beispiel das Ölgemälde von 1873 »Nach des Tages Arbeit«, das bayerische Bauern vom Feld heimkommend zeigt oder aber der hier abgebildete »Schuhplattler dance« aus dem selben Jahr.

 

 

 

 

In den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts machte sich Herkomer vor allem einen Namen mit Porträtmalerei, in dem er die Spitzen der Gesellschaft von Queen Victoria bis zu Richard Wagner abbildete. Er verdiente ernorme Summen damit und ließ sich als Statussymbol seines gewonnenen gesellschaftlichen Prestiges in Bushey (Hertfordshire) das neugotische Schloss »Lululaund« bauen (1939 abgerissen). 1883 errichtete er in Bushey eine eigene Schule für Malerei und Radierung, die er bis zu seinem Tod leitete. Sie errang Weltruhm und beherbergte oft bis zu 500 Künstler (geschlossen 1904).

 

 

Porträt Miss Mary Miles, 1878

 

 

Auf der Münchner Kunstausstellung 1879 errang er mit einem Aquarellportrait von Richard Wagner seinen ersten großen deutschen Erfolg. In den nächsten zehn Jahren stellte er im Münchner Glaspalast, aber auch in Hamburg und Berlin aus und unterhielt langjährige Kontakte zur »Münchner Sezession«.

 

 

Selbstporträt, 1907

 

 

 Der in den deutschen und britischen Adelsstand erhobene Herkomer verstand sich als Universalkünstler und war ein Mann von bemerkenswerter Begeisterung und Energie. Neben seiner Malerei schrieb er auch Musik- und Theaterstücke und war einer der ersten Betreiber eines Filmstudios in England. Im Jahr 1905 organisierte er die erste Tourenwagen-Ralley in Deutschland. Diese sogenannten Herkomer-Konkurrenzen wurden bis 1907 ausgetragen und galten als Zuverlässigkeitsprüfungen für Automobile, wodurch dieser neue Sport in Deutschland populär wurde. Der Sieger der Rallye bekam den Herkomer-Preis verliehen, der von dem Künstler selbst kreiert und aus purem Sterlingsilber geschaffen war. Noch bis in die Gegenwart gilt diese 40 kg schwere Trophäe (von den Nationalsozialisten vom Besitzer, dem dreimaligen Gewinner der Ralley Edgar Ladenburg, konfisziert und eingeschmolzen, als Nachbildung 1986 wieder hergestellt) als der wertvollste private Automobilpreis der Welt. Diese Tourenwagen-Rallye findet alljährlich wieder in und um Landsberg und am Ammersee statt. In Landsberg befindet sich ihm zu Ehren das Herkomer-Museum.

 

 

 

 

 

 

Abbildungen:

Zeichnung oben: Hubert von Herkomer, von J. Seymour Lucas RA, 1907.

Bild unten: Plakat zur Herkomer-Konkurrenz 1907, die der Bankier Edgar Ladenburg gewann, ebenso wie die Konkurrenzen 1905 und 1906. Er beging Selbstmord, um sich der Deportation durch die Nationalsozialisten zu entziehen.