Mathias Gasteiger (1871–1934)

 

Mathias Gasteiger entstammt einer Südtiroler Steinmetzfamilie aus dem Pustertal, er selbst aber wird am 24. Juni 1871 in München geboren. Von 1884 bis 1886 absolviert er seine Bildhauer-Lehrzeit bei Victor Tilgner (1844–1896) in Wien. Dieser ist berühmt für seine Bildnisbüsten, Denkmäler, Brunnenanlagen und Grabdenkmäler im Stil des französischen Barock. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in München studiert Gasteiger 1889 bis 1891 an der Akademie der Bildenden Künste in München, unter anderem bei Syrius Eberle (1844–1903). Sein Lehrer fertigt u.a. Arbeiten für König Ludwig II., so etwa einen pompösen neobarocken Prunkschlitten. Das berühmte »Brunnenbuberl« am Stachus (1891) oder der Diana-Brunnen im Herzogpark (1908) und das Reiterstandbild »Pferdebändiger« neben der Rennbahn in Riem (Schichtl-  / Landshamer Straße) (19zählen zu Gasteigers Hauptwerken.

 

 

 

 

Gasteiger ist einer der angesehensten Künstler seiner Zeit im süddeutschen Raum. Auf der Großen Berliner Kunstausstellung bekommt er schon mit 22 Jahren die Goldmedaille. 1894 heiratet er  Berta Schlüssel, ein Jahr später kommt Sohn Hans auf die Welt (gest. 1917). 1896 erwirbt er Schloss Deutenhofen bei Hebertshausen, nordöstlich von Dachau.  Zwischen 1897 und 1901 führt er dort zusammen mit dem Maler Julius Exter (1863–1939) eine eigene Bildhauer- und Malschule. Hauptsächlich das  Studium des Tierkörpers und Aktmalen in freier Natur soll hier von April bis Oktober gepflegt werden. In den Wintermonaten findet der Unterricht in der Wilhelmstraße 3c in Schwabing, der damaligen Wohnung Gasteigers, statt. Unter den ersten Schülerinnen Exters ist die 1877 in Lübeck geborene Anna Sophie Meyer, die sich als expressive Blumenmalerin einen Namen machen und 1898 die zweite Ehefrau Gasteigers werden wird. 1900 kommt die gemeinsame Tochter Irene zu Welt (gest. 1984).

 

 

 

 

Als der Landsitz Deutenhofen 1901 wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgegeben werden muss, erwirbt das Künstlerehepaar 1902 in Holzhausen am Westufer des Ammersees ein Grundstück mit Sichtachse zum Kloster Andechs, auf dem nicht nur ein Wohn- und Atelierbau errichtet, sondern auch ein englischer Landschaftspark angelegt wird. Beides (heute mit Museum) ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Das in elf Jahren entstehende Ensemble mit Bauerngarten und angrenzenden Wirtschaftsgebäuden ist einzigartig für den Münchner Jugendstil. Fast über ein halbes Jahrhundert hinweg bestimmt von da an die Landschaft um den Ammersee und seinem Wohnort Holzhausen / Utting, dem Zentrum einer um die Jahrhundertwende beliebten Künstlerkolonie, das Schaffen von Gasteiger.

 

 

"Haus im Blumengarten" (Villa Gasteiger), gemalt  von Anna Sophie Gasteiger

 

 

Zunächst für den eigenen Bedarf – Gasteiger widmet sich ab 1900 verstärkt der Grabmalkunst – gründet er 1904 eigene Steinbrüche im Fränkischen Jura bei Treuchtlingen, später auch bei Laas in Südtirol. In beiden Regionen entwickeln sich die Marmorwerke zu florierenden, weltbekannten Betrieben, sodass Gasteiger besonderes in den 1920er-Jahren immer mehr als Unternehmer denn als Künstler in Erscheinung tritt.

 

Mathias Gasteiger stirbt am 20. April 1934 und wird in Holzhausen auf dem dortigen Höhenfriedhof von St. Ulrich begraben, wo auch andere Künstlern der Kolonie ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

 

 

Denkmalsinschrift:

»Pferdebändiger. Errichtet 1937 von der Stadt München. Gestaltet von Matthias [sic!] Gasteiger«

 

 

 

Literatur:

Abbildungen von oben nach unten: