Die Ziegelei wurde 1899 auf dem ursprünglich zum Hof "beim Bichlbauer" (Muspillistraße 5) gehörenden Gelände von Friedrich Pfeifer errichtet. Er errichtete nach der Zertrümmerung des Hofes einen Ziegelofen mit Trockenstädeln, einen Hofraum und einen Lagerplatz. 1905 erwarb Alfred Model die Ziegelei samt Grundbesitz von insgesamt 9,138 Hektar. 1914 verkaufte er für 60.000 Mark den Betrieb (jetzt bestehend aus Ziegelbrennofen und Kamin, Trockenstädeln, Ziegeltrockenstadeln und Lagerplätzen, Arbeiterwohnhaus, Stadel, Abort und Hofraum) an Josef Haid. 1928 wurde das Maschinenhaus mit Werkstätte neu gebaut. Der Betrieb wurde 1964 eingestellt. Josef Haids Tochter, verheiratete Deck, erbte den stillgelegten Betrieb. Nach ihrem Tod reichten die Erben ein Baugesuch ein.

 

 

Gelände der ehemalige Ziegelei Josef Haid vor der Bebauung (gestrichelt), Bavaria Luftbild

 

 

Das zum Teil stark verfallene Ensemble sollte ursprünglich komplett einer Wohnbebauung weichen. Der Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. setzte sich vehement dafür ein, dass zumindest einzelne Teile der Anlage, erhalten bleiben und in den Neubau miteinbezogen werden, so etwa das zentral gelegene, gemauerte Maschinenhaus, in dem früher die Ziegel hergestellt wurden, und ein Trockenstadel.

 

Viele Menschen, denen an einer Rettung des Industriedenkmals »Maschinenhaus Ziegelei Josef Haid« gelegen war, unterschrieben einen Aufruf an die Stadt München. Im Juni 2008 übergab im Rathaus eine Delegation unter der Leitung der BA-Vorsitzenden Pilz-Strasser 1000 Unterschriften an die 2. Bürgermeisterin Christiane Strobl. Durch die großartige Unterstützung des mit der Planung beauftragten Münchner Architekturbüros Uez und durch das Entgegenkommen des Bauträgers konnte schließlich eine in München wohl einmalige Umplanung für das Areal erreicht werden, die die Erhaltung des Maschinenhauses und die Verlegung eines Trockenstadels in die südlich angrenzende Grünfläche ermöglichte.

 

Das THW München-Land hat am 8. November 2008, auf Betreiben des Vereins für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., das Maschinenhaus vor Einbruch des Winters baulich gesichert. Der Verein NordOstKultur hat außerdem ein Konzept erstellt für die künftige Nutzung und sich die Unterstützung durch interessierte Bürgerinnen und Bürger gesucht. Ein  Förderverein wurde ins Leben gerufen. Maschinenhaus und Trockenstadel stehen der Münchner Bevölkerung nun als industrielles Denkmal wieder zur Verfügung. 2014 erfolgte die »Schlüsselübergabe« der beiden Gebäude durch die Stadt München an den Förderverein.

 

 

 

 

>> mehr zur Entstehung des Ensembles »Alte Ziegelei«

 

 

Nach dem Einlenken der Landeshauptstadt München, die doch den Wert der verbleibenden historischen Bauwerke auf dem Areal der ehemaligen Ziegelei Josef Haid (Deck) erkannt hat, wurden diese in die neue, auf Areal entstandene Wohnbebauung integriert. So konnte der Verein 2010 mit Hilfe von Zimmerleuten einen der originalen Haid'schen Trockenstadel abbauen und an einem neuen Standort wieder errichten. Tafeln zum Beispiel mit Erklärungen zum Italienereinsatz und den Frauenarbeiten in den Ziegeleien werden gezeigt. Trockengestelle und zwei eingebaute Räume, die den Wohnräumen der Ziegler nachempfunden sind, prägen künftig den historischen Bau. Eine freie Aktionsfläche im Trockenschuppen ermöglicht Vorführungen und Arbeiten mit Lehm. Zehn Themenbausteine sollen auch am Maschinenhaus und im Park (am Platz des ehemaligen Kamins) den Besuchern das Zieglerwesen in München näher bringen. Das Maschinenhaus der Ziegelei wurde zwar an seinem originalen Standort erhalten, aber 2013 komplett erneuert. Die zum Teil original erhaltenen Maschinen im Inneren können im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Maschinenhaus und Trockenstadel der ehemaligen Ziegelei Josef Haid/Deck repräsentieren somit als letzte Zeugnisse die Historie der Ziegeleien in Oberföhring und generell die eines einstmals florierenden Münchner Industriezweigs.

 

 

 

 

 

2015

 

 

 

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