Mit dem Hausnamen "beim Fischer" wurde der Hof in der heutigen Oberföhringer Straße 184 um 1791 bezeichnet und auch die nachfolgenden Besitzer von Fischer Kaspar Schwankhard übten alle diesen Beruf in Oberföhring aus. Das Kataster von 1860 vermeldete, neben den Gebäuden- und den Grundstückseintragungen, auch das zum Anwesen zugehörige Fischrecht in der Isar und deren Nebenarmen. 1870 erwarb Josef Haid, Stadtfischer zu München, den 1/4 Hof. Für 7000 Mark wechselte dann der Besitz 1885 in die Hände des Ehepaars Augustin und Anna Haid. 1901 errichtete der zu diesem Zeitpunkt verwitwete und wiederverheiratet August Haid einen Ziegelei-Neubau (bestehend aus einem Ziegelofen mit Trockenstadel) auf dem ihm gehörigen Grundstück der Oberföhringer Straße 186a, heute An der Salzbrücke 39. Das Foto oben zeigt den Hof "beim Fischer" im Jahr 1955.

 

 

 

 

Das Ende der "Haid'schen" Ziegelei kam 1964 und nach anderweitiger Nutzung als Zuchtbetrieb drohte der komplette Abriss der Ziegelei, deren sämtliche Maschinen vor Ort erhalten blieben, inklusive des kompletten Maschinenhauses. Eine Münchner Zeitung schrieb bereits im Jahr 1985 dazu:

 

"Alte Ziegelei als Industriedenkmal erhalten"

Münchner Architekturstudenten kämpfen für den Erhalt der stillgelegten Ziegelfabrik in Oberföhring. Nach ihren Plänen sollen in der alten Ziegelei ein historisches Museum sowie Räumlichkeiten für Ausstellungen und Fortbildungsseminare entstehen. Im Zentrum der Anlage das große Ringofenhaus mit dem Brennofen und dem meterhohen Kamin, daneben ein Wohnhaus und die langgezogenen Holzstadel, in denen einst die Ziegel getrocknet wurden. Alles sieht so aus, als wäre hier noch vor kurzem gearbeitet worden. Sogar eine kleine Lokomotive steht noch in dem Trockenstadel. Nachdem die Fabrik im Jahr 1965 geschlossen wurde, begann der frühere Ziegelmeister Kälber zu züchten. Doch vor zwei Jahren haben auch die Kälber die alte Ziegelei verlassen.

 

Heute gibt es noch drei dieser alten Ziegeleien in Oberföhring. Zwei davon sind jedoch schon so verfallen, daß sie für eine Renovierung kaum mehr in Frage kommen. Aber bei dieser Fabrik ist die Bausubstanz noch völlig intakt. Hier könnte man ohne größeren Aufwand ein wichtiges Industriedenkmal erhalten."

 

 

Ziegeleiarbeiter mit Lokomotive, Ziegelei Haid, 1935

 

 

Das Vorhaben der  Architekturstudenten das Ensemble als Industriedenkmal zu erhalten scheiterte. 1986 wurde der markante Kamin der Ziegelei abgebrochen. Die Gebäude zerfielen und sollten in Gänze einer großflächigen Wohnbebauung sowie einem Aldi-Supermarkt weichen. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde ein neuer Weg mit der Bezeichnung Hochstiftsweg, in Erinnerung an die einstmalige Zugehörigkeit des Ortsteils Oberföhring zum Hochstift Freising, eingerichtet.

 

 

 

 

 

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Literatur und historische Bildquellen oben: Karin Bernst: "Oberföhring. Das Dorf und seine Bewohner im 19. Jahrhundert.", München 2000.

Farbfotos Ziegelei August Haid heute: Quelle: privat.

Fotos Bildergalerie Ziegelei August Haid, April 2008 © dietlind pedarnig