Rennfieber nach 1945 – »die goldenen Jahre«

 

1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs, nutzten die amerikanischen Alliierten die zerbombte Rennbahnanlage Daglfing als Kriegsgefangenenlager und später als Wagenpark für ihre schweren Armeefahrzeuge, worunter vor allem der Rasen litt. Als der Kommerzienrat Wilhelm Kraus der Leiter des Gestüts Straßlach , von Staatsrat Ernst Rattenhuber, dem damaligen Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, zum kommissarischen Leiter des »Münchner Trabrenn- und Zuchtvereins« eingesetzt worden war, konnte er die Reorganisation des Vereins sowie den erneuten Rennbetrieb veranlassen. Am 10. Februar 1946 startete in Daglfing das erste Nachkriegsrennen.

 

 

 

1947

 

 

Als Glücksgriff erwies sich bald die Berufung des Wieners Leo Wojakowski zum Geschäftsführer, der den Verein in 28 Jahren erfolgreicher Tätigkeit zu immer neuen Höhen führte. Trotz des allgemeinen Mangels der Nachkriegsjahre setzte ein Besucherandrang ein, sodass die Tagesumsätze siebenstellige Ziffern erreichten.

 

 

 

10. Juli 1948

 

 

 

September 1948

 

 

 

Drei Jahre später,1949, kamen wieder internationale Stars zum neu geschaffenen »Preis der Besten« . Die ersten Nachkriegsjahrzehnte wurden zur golden Zeit für die Rennbahn und Daglfing entwickelte sich zur umsatzstärksten deutschen Trabrennbahn. 1950 wurde die zerstörte Lichtanlage wieder in Betrieb genommen und so wieder Abendrennen an einem Wochentag durchgeführt. Das Teehaus wurde renoviert und aufgestockt und somit 250 neue Sitzplätze geschaffen. 1958 erhielt Daglfing als erste Traberbahn ein verglastes Tribünenhaus und konnte 1969 weltweit als erste Rennbahn ein elektronisches Totalisatorsystem einführen.

 

 

 

Vor dem Bau der verglasten Haupttribüne

 

 

 

 

 

 

Wettzeitschrift, 1955

 

 

 

Pralles Leben auf der Daglfinger Trabrennbahn, mit aufgestocktem Teehaus und alter Holztribüne in den 1960er-Jahren

 

 

 

Sonntäglicher Rennbetrieb, 1960er-Jahre

 

 

 

1962

 

 

Wettzeitschrift, 1977

 

 

 

1975 wurde ein zweites Tribünenhaus errichtet und in den Jahren danach wurde immer wieder modernisiert. Das Jahr 1981 gestaltete sich zum umsatz- und preisgeldstärksten Jahr und ein drittes verglastes Tribünenhaus entstand. Doch trotz der erfreulichen Trabrennsportentwicklung begannen in Daglfing die Umsätze zu stagnieren und zu sinken, während die Kosten für die zahlreichen vorgenommenen Baumaßnahmen explodierten. Mit der sich anbahnenden finanziellen Schieflage kriselte es im Traditionsverein und Gottlieb Rieker ging 1986 nach 18 Vorstandsjahren als erfahrener aber umstrittener Steuermann von Bord. Verschuldung (10 Millionen DM 1986) und fallende Wettumsätze zwangen aber den 100 Jahre alten Verein Teile des Stall- und Parkplatzgeländes zur Wohnbebauung zu verkaufen. Die Krisenjahre hielten an und schließlich war der MTZV gezwungen die gesamte Anlage zu veräußern, um außerhalb Münchens einen Neuanfang zu wagen. Aber noch laufen in Daglfing die Pferde ...

 

 

 

2008, mit drei Tribünen

 

 

 

 

 

 

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