um 1934

 

 

»Silbernes Pferd« – Blütezeit der Trabrennbahn 1934 bis 1945

Bis in die1920er-Jahre hinein hatte Daglfing keine überregionale oder gar internationale Bedeutung. Das änderte sich erst ab 1922, als auch Fahrer aus Berlin und Hamburg zum neu geschaffenen »Großen Preis von Bayern« nach München kamen. Doch Mitte der 1920er-Jahre gingen die Umsätze infolge der Arbeitslosigkeit zurück. München war wieder Traberprovinz. Die besten bayerischen Fahrer starteten lieber in anderen Städten, in denen es höhere Preisgelder gab. Die Auswirkungen der Krisenjahre, der Schuldenstand von 107.344 Mark und das neue NS-Regime führten schließlich 1934 zum Sturz der überalterten (böse Zungen sprachen von zusammen 1000-jährigen) Vorstandschaft. Der Gründer und langjährige Vorsitzende Franz Burgauer wurde nach einem belastenden Revisionsbericht mit nur zwei Gegenstimmen (seiner eigenen und der seines Neffen, Dr. Ludwig Burgauer, seit 1928 Schriftführer), aus dem Verein ausgeschlossen. Nach einer kurzen Übergangszeit unter dem Altparteigenossen Oberregierungsrat Hans Ebner (seit 3. März 1934 als kommissarischer Leiter, als »Vereinsleiter« seit dem 25. Juli 1934) leitete sein bisheriger Vertreter, der am 9. März 1935 wieder vom Verein gewählte Verleger August Sexauer, auch Gründer der Fachzeitung »Herold«, tatkräftig den unstreitigen Aufschwung des Pferdesports in den folgenden Jahren ein.

 

 

 

 

Rennen auf Schlittenkuven, um 1935

 

 

 

In nur zwei Jahren schuf er Bedeutendes: die Einführung des ganzjährigen Rennbetriebs und der Abendrennen durch den Einbau der modernsten Flutlichtanlage Europas der Firma Siemens-Schuckert, den Bau des »Teehauses«, eines modernen verglasten Restaurationsbetriebs mit Dachterrasse, die Ausschreibung des »Internationalen Traberaufrufs«. Das zweite Halbjahr 1936 erbrachte an 66 Renntagen bei 585 Rennen einen Umsatz von 5,3 Millionen Mark und fast 1 Million Preisgelder. Trotz einer bewusst gepflegten guten Nachbarschaft zur stark frequentierten Galopprennbahn in Riem (Domäne des korrupten NSDAP-Funktionärs, SS- Brigadeführers und Kreistagspräsidenten Christian Weber) – in Riem wurden 1934 Trabrennen auf Gras durchgeführt – wurde Sexauer im September 1936 mit Polizeidirektionsbeschluss »wegen seiner gegnerischen Einstellung« des Amtes enthoben und zunächst durch den SA-Brigadeführer Hans Bunge ersetzt. Ihm folgte am 9. Oktober 1936 der Verlagsdirektor Max Mender als »Vereinsleiter«. Dessen Vereinsaufnahme habe Sexauer verhindern wollen, auch habe er im Januar 1933 einen Pferdezüchter wegen dessen NSDAP-Beitritt im »Herold« angegriffen. Bereits am 21. April 1936 war bei einer Generalversammlung das Vereinsmitglied Georg Riedl wegen Vereinsschädigung und Gefährdung der Zusammenarbeit mit dem Münchner Rennverein in Riem auf Antrag der Mitglieder Hans Ebner und Georg Paulus jr. ausgeschlossen worden.

 

Analog zum »Braunen Band von Deutschland« der Galopper wurde im Jubiläumsjahr 1937 das »Silberne Pferd von Deutschland« geschaffen, eine Plastik des Bildhauers Hans Goebl als Ehrenpreis für das »größte internationale Traberfahren Europas«. In der Tat glänzte Daglfing durch die Anwesenheit europäischer Spitzenpferde wie Tara, Probst, De Sota, Xiphias, Messidor und anderen. Der Bahnrekord von Xiphias in 1:19,2 von 1934 hielt 20 Jahre. Der NS-Staat förderte in hoher Erwartung internationaler Reputation den Sport – Höhepunkt war die Olympiade von 1936 in Berlin – vor allem auch den Pferdesport. Zudem erschien für den Aufbau der Wehrmacht und die Kriegsvorbereitung der vielseitige und robuste Traber trotz der Motorisierung noch unentbehrlich. 1937 war auf der Theresienwiese auch eine Demonstration von TRabpferden im Gespann vor einem schweren Maschinengewehrzug nach nur einer Geschirrprobe zu sehen.

 

Am 3. April 1938 legte während des Fritz-Roth-Gedenkrennens ein durch Föhnwind genährter Kaminbrand die hölzerne Haupttribüne in Schutt und Asche. I Rückblick erscheint dies, wie der Glaspalastbrand von 1931, fast wie ein Menetekel kommenden Unheils.

 

 

 

3. April 1938: das Holztribünenhaus brennt

 

 

 

In der Mitgliederversammlung vom 17. Dezember 1938 wurde wieder Hans Bunge zum Vereinsleiter, als Vertreter Kommerzienrat Wilhelm Kraus gewählt, der bereits 1929 als Vereinsmitglied aufgeführt ist. Am 22. Oktober 1941 wurde er abberufen und durch den Leiter der Obersten Behörde für Traberzucht (OBT), Oberlandstallmeister Dr. Seyffert, ersetzt. Max Meder aus Straßlach wurde wieder Vereinsleiter.

 

 

 

ca. 1940

 

 

 

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte zunächst zu keinen Einschränkungen des Rennbetriebs, die Rennpreise konnten sogar gesteigert werden. Erst der Bombenkrieg traf auch das ländliche Daglfing. Der Ausnahmetraber Iltis kam 1944, zwei Tage nach dem Gewinn des »Goldenen Pferdes« bei einem Bombenangriff ums Leben. Im Oktober des gleichen Jahres wurde der reguläre Rennbetrieb eingestellt, bis Anfang des Jahres 1945 wurden aber sogenannte Leistungsprüfungen durchgeführt, um die Futterzuteilungen zu ermöglichen.

 

 

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