In alten Urkunden steht anstelle des heute bekannten Namens »Emmeram« häufig auch »St. Haymran« oder »Haimeran«. Zur Verwirrung trägt auch die Nennung eines Gotteshauses in Küntal bei. Diese Ortsbezeichnung ist heute verschwunden. Im Mittelalter stand dort ein Herrenhof, der Königshof »Chuntal«, mit einer »capella«. Im neunten Jahrhundert verstand man unter »capella« eine königliche Pfalzkapelle. Diese königliche Kirche in Chüntal wird nachweislich bis ins 16. Jahrhundert als Oberföhringer Filialkirche genannt. Ab 1429 steht in Urkunden für Chuntal nun St. Emmeram. Bei beiden Ortsbezeichnungen handelt es sich laut Kreisheimatpfleger Fritz Lutz, bzw. Stahleder, um den selben Ort, d.h. auch um ein und dieselbe Kirche.

 

 

Figur des Winters auf Sockel, wohl aus einem Zyklus der vier Jahreszeiten

 

 

1739 wurde die Kapelle völlig neu erbaut »und mit großer Zierde durch die kunstreiche Herrn Asam herrlich gemacht«. Stifter war der Münchner Handelsherr Joseph Nockher. 1742 weihte Fürstbischof Johann Theodor die neu ausgestattete Kapelle und gewährte ihr und den Eremiten besondere Gunst. Die Tätigkeit der Brüder Asam, Cosmas Damian und Egid Quirin, bezeugt Fürstabt Johann Baptist Kraus von Regensburg, der mit ihnen von der Restaurierung von St. Emmeram in Regensburg her gut bekannt war. Pfarrer Hueber berichtet am 18. April 1739, dass Nockher »das ganze Kirchlein von dem berühmten khünstlichen Maller Asamb mit dem Leben des heil. Emerami ausmallen« lassen wolle. Dass die Gerüste »wegen dem Maller« lange in der Kapelle standen, ist bezeugt. Cosmas Asam starb schon am 10. Mai 1739. Sein Bruder Egid hat wohl die Arbeit vollendet. Von der damaligen Innenausstattung ist heute nur noch der St.-Emmerams-Altar mit einem Bilderrahmen von Egid Quirin Asam aus dem Jahr 1739 erhalten, der im frühen 19. Jahrhundert, nach dem Abriss der Kapelle, in einen Seitenalter der Pfarrkirche St. Lorenz eingefügt wurde.

 

 

Der Rokokobilderrahmen von Egid Quirin Asam, 1739

 

 

Die Säkularisation führte 1804 zur Aufhebung der Eremitenkongregation, der letzte Eremit wurde vertrieben, die Kirche ausgeräumt und geschlossen, ihr Inventar versteigert. Der zuständige Pfarrer konnte gegen »Juden und Tändler« die Statue des Heiligen Emmeram ersteigern und in die Pfarrkirche St. Lorenz übertragen. Außerdem erwarb er noch den Hochaltar und wollte ihn in die Pfarrkirche versetzen. Dazu kam es jedoch offenbar nicht. 1809 wurde in der ehemaligen Klause eine Schule eingerichtet, die sich noch eine Weile unter einem weltlichen Lehrer dahinfrettete, bis 1821 aus den Abbruchsteinen der Emmeramskapelle das Baumaterial für das neue Schulhaus in der Muspillistraße 27 gewonnen wurde. 1866 stifteten die Besitzer der St. Emmeramsmühle, Anton und Katharina Vogel, als Ersatz für das Kirchlein eine neue Kapelle zur Erinnerung an den Heiligen Emmeram (St. Emmeram 40, heute unter Denkmalsschutz). 1822 verkaufte die Gemeinde Oberföhring die alte Schulklause an den Stadtbaumeister Josef Höchl, der das Gebäude (Haus Nr. 1) abreißen und für sich ein neues Wohnhaus errichten ließ. (Heute Spervogelstraße 12)

 

 

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Literatur:

Abbildungen von oben nach unten: