König Ludwig II. teilt nämlich bereits in einem Brief vom 26. November 1864 dem von ihm vergötterten Komponisten Richard Wagner mit, dass er den Beschluss gefasst habe, „ein großes steinernes Theater erbauen zu lassen, damit die Aufführung des „Ringes des Nibelungen“ eine vollkommene werde." Richard Wagner schlägt dem König daraufhin Gottfried Semper als Architekten vor. Aber das Projekt eines „Richard-Wagner-Festspielhauses“ in München stößt auf Widerstände des Hofes und weite Kreise der Bevölkerung, so dass Wagner (der nicht sechs Jahre bis zur Fertigstellung eines Monumentalbaus warten will), König Ludwig II. überredet, zunächst nur ein provisorisches, hölzernes Theater im Glaspalast einzurichten. Dieses Ansinnen sorgte für zusätzlichen Ärger und lässt die Opposition gegen Wagner anwachsen. Am Ende muss der Komponist schließlich im Dezember 1865 die bayerische Landeshauptstadt fluchtartig verlassen. Im März 1866 werden die Planungen für das provisorische Theater im Glaspalast zu den Akten gelegt. Gottfried Semper legt zwar im Januar 1867 dem König noch die detaillierten Pläne und das Modell für das „Richard-Wagner-Festspielhaus“ vor, doch zur Ausführung kam das Projekt nicht mehr. 

 

 

 

 

Den Auftrag für den Bau eines Theaters am heutigen Prinzregentenplatz erhält dann letztendlich der Architekt Max Littmann. Er errichtet von 1900 bis 1901 ein Festspielhaus im klassizistischen Jugendstil, Bauherren sind Heilmann & Littmann. Der in den Platz vorspringende freistehende Komplex mit einem östlich angefügtem Foyertrakt erhält ein aufwändiges Dekor und einen repräsentativen Eingangsbereich und gibt damit dem gesamten Platz eine architektonische Würdigung, die nicht zufällig entstanden ist. Eigentümer des Geländes in diesem Bereich war die mit der Heilmann`schen Immobiliengesellschaft kapitalmäßig verbundene Prinzregentenplatz-Aktiengesellschaft. Diese hatte in den Jahren 1899/1900 das Gelände erworben und bis zur Bebauungsreife vorbereitet. Durch den Bau des Prinzregententheaters wurde - ähnlich dem Theater am Gärtnerplatz - eine Aufwertung der benachbarten Wohnbaugründe angestrebt.

 

 

1901

 

 

 

 

 

Am 21. August 1901 wird das Prinzregententheater mit der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner feierlich eröffnet. Weder der "geistige Vater" des Festspielhauses, König Ludwig II., noch sein von ihm so verehrter Komponist Wagner, erleben diesen Tag. Wagner stirbt 1883, Ludwig II. folgt ihm drei Jahre später. 1913 errichtet man Wagner zu Ehren in Sichtweite des Theaters ein Denkmal. Hoftheater-Intendant Possart sieht die Wahl des Ortes als eine Art "Wiedergutmachung" zwischen München und dem "Künstler-Genie" an. Zur Ausführung wird der Neoklassizist Heinrich Waderé gewonnen, der bereits den plastischen Hauptschmuck der Attikafiguren über dem Portikus des Theaters geschaffen hatte.

 

Von 1944 bis 1963 beherbergt das Prinzregententheater die von Kriegszerstörungen betroffene Bayerische Staatsoper. Im März 1964 wird das Theater für baufällig erklärt und für den Spielbetrieb geschlossen. Auf Betreiben August Everdings und mit Hilfe zahlreicher Privatspenden kann 1988 mit einer Restaurierung aller für Zuschauer zugänglichen Räumlichkeiten des Theaters begonnen werden, die sogenannte Kleine Lösung ohne Hauptbühne. 1996 wird dann auch die Bühne vollständig wiederhergestellt. Am 10. November 1996 feiert man mit "Tristan und Isolde" in der Inszenierung Everdings die Wiedereröffnung des Prinzregententheaters. Seit 1993 dient es der Bayerischen Theaterakademie als Spielstätte, aber auch andere Münchner Theater nutzen es für Aufführungen.

 

Das Prinzregententheater bietet insgesamt 1081 Zuschauern Platz, davon entfallen 6 mal 9 Plätze auf die Logen und 4 auf Rollstuhlplätze. 1996 wurde im hinteren Teil des Gebäudes das Akademietheater mit separatem Zugang und 250 Plätzen eröffnet.

 

 

 

 

Ein virtueller Rundgang ist auf der Webseite des Prinzregententheaters unter www.prinzregententheater.de zu sehen.

 

 

>> zurück zum Textanfang

 

 

 

Fotos von oben nach unten:

Luftbildaufnahme des Prinzregententheaters, Ansichtskarte 1930er-Jahre. Neben dem Theater rechts ist die mächtige Villa von Dipl. Ing. Fritz Krantz, (erbaut um 1925 von Heilmann & Littmann) zu sehen.

Prinzregententheater, historische Ansichtskarte um 1900 © privat

Zeitgenössische Illustration zum  Inneren des  "Théatre du Prince-Regent à Munich" (1901)

Prinzregententheater, historische Ansichtskarte um 1900 © privat

Blick auf das Prinzregententheater © dietlind pedarnig, 2007