Die ehemals repräsentative Villa gehörte zu den Häusern in Bogenhausen, die kurze Zeit nach ihrer Entstehung zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt des neuen Bogenhausen wurden. Eigentümerin war Frau Professor Maria Düll, die das 3.120 Quadratmeter große Grundstück schon 1892 erworben hatte. 76.000 Mark bezahlte sie an Baumeister Hans Grässl. Noch im selben Jahr reichte der Architekt Carl Lemmes (1848–1903) den Plan für ein Wohnhaus bei der Lokalbaukommission in München ein. Lemmes, ein typischer Vertreter des Historismus, stammte aus dem saarländischen Neunkirchen und arbeitete und lebte zu dieser Zeit in München. Damit gehörte die Villa im üppigen Neobarockstil zu den frühesten Gebäuden in der Möhlstraße und brachte es sogar zu überregionaler Beachtung in den Architekturfachzeitschriften der Zeit.

 

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Maria Düll wohnte hier mit ihrem Sohn Heinrich Düll, der wie sein Vater Bildhauerei studiert hatte und zusammen mit Georg Pezold eine Ateliergemeinschaft in der Möhlstraße 31 bildete. Heinrich war mit Pauline Selmayr, der Tochter des größten Grundbesitzers und letzten Bogenhausener Bürgermeisters verheiratet. Die bäuerliche Verwandtschaft der Selmayrs und die bürgerliche Boheme verstanden sich in diesem lebendigen Haus bestens. Legendär waren neben den Festen und anderen Zusammenkünften auch die Musizierabende mit der von Pezold und Düll in den 1920er-Jahren gegründeten "Bogenhauser Künstlerkapelle".

 

 

 

 

Die Fassaden der nach Osten und Süden gelegenen Straßenansichten der Villa ließen freilich nicht erkennen, dass es sich um ein Atelierhaus handelte. Lemmes legte die zwei jeweils 57 Quadratmeter großen Atelierräume nach Norden, sie waren damit weitaus größer als die weiteren sechs Zimmer im Erdgeschoss, die Repräsentationszwecken dienten. 

 

 

 

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Abbildungen von oben nach unten: