Villa

Möhlstraße 14

 

Die 1899 von Baumeister Hans Seidl im neubarocken Stil erbaute Villa ist eine von zwei weiteren Anwesen, die sich das Gastwirtsehepaar Anna und Lorenz Betz (Betz'sche Gastwirtschaft, Ismaninger Straße 105) von ihm gleichzeitig in der Möhlstraße errichten ließen. Neben dem Haus Nr. 14, waren es noch die Villen Möhlstraße 12a und Möhlstraße 16

 

Die Villa in der Möhlstraße 14 wurde 1912 an Georg Münzing verkauft und ging 1937 an seine Erbengemeinschaft. Ein Jahr später erfolgte die Zwangsenteignung. 1943 war der neue Besitzer des Anwesens der Reichsluftschutzbund in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete der Freistaat Bayern hier ab 1950 das »Bayerische Hilfswerk für die durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen« ein, das besonders für die überlebenden deutschen Juden von Bedeutung war. Hier wurde der Grundkonflikt zwischen dem "Zentralkomitee der befreiten Juden" (ZK) und der neu gegründeten »Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern« (IKG) greifbar. Unter dem Gesichtspunkt der zionistischen Doktrin des ZK schien ein Verbleib von Juden in Deutschland, dem »Land der Täter«, für die jüdischen Überlebenden unmöglich. Das war wohl der wichtigste Streitpunkt zwischen dem ZK und der Kultusgemeinde.

 

Ab 1962 ging die Villa ganz in staatlichen Besitz über. Bis zur Eröffnung des neuen jüdischen Zentrums am St. Jakobsplatz im Jahr 2007 waren im Haus verschiedene jüdische Erziehungseinrichtungen als Mieter untergebracht. 2014 wurde hier eine Kindertagesstätte der Israelitischen Kulturgemeinde München und Oberbayern (IKG) eröffnet. Die Arbeiterwohlfahrt München (AWO) betreibt die Kita im Auftrag der IKG, die das Gebäude mit Garten inzwischen erworben hat. In Krippe und Kindergarten werden knapp 100 sowohl jüdische als auch nichtjüdische Kinder betreut.

 

 

 

 

 

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Textquelle: Karl, Scola: Die Möhlstraße, 1998.

Fotos:

oben: Villa Möhlstraße 14 im Jahr 1914.

unten: Villa Möhlstraße 14 © dietlind pedarnig, 2008