Villa Bischoff

Möhlstraße 10

 

Die Architekten Prof. Paul Pfann und Günther Blumentritt errichteten 1896 bis 1897 für Hauptmann Oskar Bischoff eine Villa im barockisierenden Stil. Am Dach befindet sich ein auffälliger Rundturm mit dekorativen Ziergitter zur Nutzung als Balkon. Das im Grundriss vorgesehene großzügige »Spielzimmer« im zur Gartenseite gelegenen Erker war nicht, wie man vermuten würde, für Kinder gedacht, sondern  sollte der Zerstreuung des Hausherrn und seiner Offizierskameraden dienen.

 

 

 

 

Das Haus gehörte bei Kriegsende den Freiherren von Fürstenberg. Die US-Militärbehörden wiesen ihnen im Frühjahr 1946 die Verwaltung der »Organization for Rehabilitation Through Training« (ORT) als Mieterin zu. Gegründet wurde diese Berufsausbildungsorganisation 1946 von Jacob Olieski. Er war vor Kriegsbeginn Direktor von »ORT« in Litauen gewesen und hatte 1942 eine »ORT«-Schule im Ghetto von Kowno (Litauen) gegründet. 1945 war Olieski aus dem Konzentrationslager Dachau befreit worden. Im Ausbildungsprogramm der ORT standen das Erlernen verschiedener Handwerksberufe wie Automechaniker, Elektriker, Schlosser, Schneider oder Zahntechniker, ebenso wie Kurse zur Landwirtschaft und zum Erlernen der englischen und hebräischen Sprache – Voraussetzung für die Auswanderung nach Palästina und den dortigen Aufbau eines jüdischen Staates. Eine Zweigniederlassung gab es in der  Neuberghauser Straße 11, wo sich neben einer Synagoge auch ein Kindergarten, eine jüdische Volksschule und ein jüdisches Gymnasium befanden. Aber auch in der Holbeinstraße wurden Kurse abgehalten:

 

 

Radiotechnikkurs im Februar 1948

 

 

Nähkurs im Februar 1948

 

 

Von 1957 bis 1985 war in der Villa das Französische Generalkonsulat untergebracht, seitdem gewerbliche Nutzung des bestens renovierten Anwesens.

 

 

 

 

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