Mietswohnhaus

Mauerkircherstraße 13

 

In diesem von Architekt Max Neumann errichteten Etagenhaus lebte seit Oktober 1910 in zwei gemieteten und miteinander verbundenen Etagenwohnungen Thomas Mann mit seiner Frau Katia und den vier Kindern Erika, Klaus, Golo und Monika. Vier Jahre später wurde die Wohnung zu eng und so kam es gerade recht, dass der erfolgreiche Schriftsteller sich nun eine eigene Villa im Herzogpark leisten konnte. Mit Dienstboten und Gouvernanten übersiedelten die Manns im Januar 1914 in die Poschingerstraße 1. Dort wohnten sie bis zu ihrer Vertreibung aus München im Jahr 1933. Neben der Eingangstür hängt seit 2010 eine Gedenktafel. Klaus Mann erinnert sich in »Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht« (erschienen 1942):

 

»Die bescheidene Wohnung in Schwabing, in der ich geboren wurde, ist längst verblichen: Wir verließen sie, als ich noch ein Baby war. Unser zweites Haus war in einer Gegend vorstädtischen Charakters gelegen, in Bogenhausen, nahe der Isar. Es muß ein geräumiges und angenehmes Appartement gewesen sein, aber es gewann nie die Würde des des Mysthischen; in meiner Erinnerung scheint die Wohnung in der Mauerkircher Straße nur ein komfortabler Warteraum, wo wir einige Jahre zubrachten, während das neue Haus am Entstehen war. Was dieses betrifft, eine statliche Villa am Flußufer, so beherrscht sein Bild den größten Teil meiner Jugend. Und doch bleibt es das ‚neue Haus‘ für mich, da ich schon acht Jahre alt war, als wir 1914 einzogen.«

 

 

 

 

Von 1913 bis 1925 wohnte hier – ein Stockwerk über der Wohnung der Manns – der Komponist Dr. Walter Courvoisier, ehe er sich das Haus in der Mauerkircherstraße 54 kaufte. 

 

Seit 1925 in einer 5-Zimmer-Wohnung das Kunsthändlerehepaar Paula und Siegfried Jordan mit ihrem Sohn Peter. Nach der „Reichskristallnacht“ (9./10. November 1938) veränderte sich das Leben der jüdischen Familie komplett. Mit der Begründung des „Schutzes von deutschem Kulturgut“ wurden ihre Möbel aus der Wohnung in der Mauerkircherstraße 13 beschlagnahmt, Siegfried Jordan für mehrere Tage im KZ Dachau inhaftiert. Im Mai 1939 glückte dem damals 15-jährigen Sohn Peter Jordan zusammen mit Verwandten von Paula die Flucht nach London. Ihre Galerie in der Prinzregentenstraße 2 mussten die Jordans verkaufen. Am 14. April 1940 mussten sie ihrer 5-Zimmer-Wohnung verlassen und wurden deportiert. Am 25. November 1941 wurden beide in Kaunas/Litauen erschossen, zusammen mit 1000 anderen jüdischen Mitmenschen. Zum Andenken an die Familie errichtete man 2004 sogenannte Stolpersteine vor dem Eingang in der Mauerkircherstraße 13, die jedoch wieder entfernt werden mussten. 

 

 

 

 

Am 13. Juli 2018 wurde im Beisein des 95-jährigen Peter Jordan feierlich – mit dem Gesang des jüdischen Totengebets – eine Gedenkstele enthüllt. Die Familie Jordan war eigens zu diesem Anlass aus England angereist.

 

 

 

 

In der Mauerkircherstraße 13 wohnen bis zum 17. November 1938 auch Moritz Wallach (18791964) und seine Ehefrau Meta aus der sie 1939 in die USA emigrieren, nachdem die Nationalsozialisten sechs Tage nach den Pogromen der sogenannten Kristallnacht am 9. November 1938 in die Wohnung eingedrungen waren, um dort alle Kunstgegenstände zu beschlagnahmen.

 

 

Wohnzimmer von Moritz und Meta Wallach in der Mauerkircherstraße 13, um 1937

 

 

 

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Abbildungen von oben nach unten: