Villa Bassermann-Jordan

Maria-Theresia-Straße 22

 

1906 erwirbt der aus einer pfälzischen Weinbauernfamilie stammende wohlhabende Kunsthistoriker, Schriftsteller und leidenschaftliche Sammler von Uhren, Prof. Dr. Ernst von Bassermann-Jordan (18761932), laut Grundsteuerkataster in der Maria-Theresia-Straße 22 ein 1.130 Quadratmeter großes Grundstück für 92.860 Mark von Robert Seitz. Bald darauf reicht der mit dem Entwurf beauftragte Schweizer Archäologe, Architekt und Privatdozent an der Technischen Hochschule München Ernst Robert Fiechter (1875–1948) erste Pläne für den Bau der Villa bei der Lokalbaukommission München ein. Bassermann-Jordan und Fiechter hatten um 1900 gemeinsam an Ausgrabungen in Orchomenos und in Ägina, Griechenland, teilgenommen.

 

 

 

 

1907 ist das Gebäude mit einer Wohnfläche von 330 Quadratmetern und einem für die Zeit um 1900 typischen Dekor bezugsfertig. Die Balkonbrüstung an der Westseite der Villa trägt ein Mosaik mit zwei sich gegenüberstehenden Sphinxfiguren und der Losung des Bauherrn »Arti impendere vitam«. (Siehe Abbildung unten: »Die Künste dem Leben weihen«) Ein kunstvolles Tor- und Gartengitter sowie vier Eulen als Torwächter auf den Einfahrtsposten ergänzen das Ensemble. Neben dieser Symbolik des Dekors entsprach auch die Aufteilung der Räume den damals üblichen Vorstellungen vom »Gelehrtenhaus«: neben den Wohnräumen gab es ein großes Studierzimmer und im zweiten Stock ein Atelier mit einer Dunkelkammer. Eher außergewöhnlich ist dagegen wohl die Kegelbahn im Keller des Hauses gewesen.

 

Fünf Jahre nach dem Tod von Bassermann-Jordan, 1937, zieht der Reichsarbeitsdienst (RAD) in die Villa ein. Bomben zerstören während des Zweiten Weltkriegs 1944 das Dach des Hauses und vernichten damit die proportionalen Wesensmerkmale der Jugendstilvilla auf Basis eines Sechssterns. Eine Sanierung 2014 versucht, das ursprüngliche Erscheinungsbild des Gebäudes bestmöglich wiederherzustellen. Dazu wird der gesamte Dachstuhl abgetragen, um ihn dann nach bauzeitlichen Vorgaben neu zu errichten. Die zerstörten Natursteinelemente an der Fassade werden nach vorhandenen Mustern erneuert. Der Putz und der Mosaikschmuck werden erhalten und ergänzen. Der Gartenzaun mit den beiden Toren wird wiederhergestellt und die Figuren auf den Torpfeilern ergänzt. Im November 2015 zeichnet die Landeshauptstadt München die vorbildlich renovierte Jugendstilvilla mit dem Fassadenpreis 2015 aus. Stand 2018 ist das Gebäude in mehrere Wohneinheiten aufgeteilt und gewerblich vermietet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Quellen:

 

Abbildungen von oben nach unten: