Kindergärtnerinnenseminar und Synagoge

Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine Luftschutzschule in die Räumlichkeiten der ehemaligen Lauer-Villa untergebracht. Da das direkt benachbarte alte Schulhaus (in dem mittlerweile das Münchner Kindergärtnerinnen-Seminar aufgebaut worden war) durch einen Bombenangriff in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1943 total zerstört worden war und fast nicht mehr genutzt werden konnte, erhielt auch ab 1952 das Seminar zeitweise in der ehemaligen Lauer-Villa Asyl.

 

 

1952

 

 

 

 

Nach 1945 bemühte sich das »Zentralkomitee der befreiten Juden in Bayern« um eine orthodoxe Synagoge für die aus einigen tausend Personen bestehende jüdische Gemeinde in München. Da die drei Münchner Synagogen alle zerstört worden waren und die Gottesdienste seitdem in privaten Häusern abgehalten wurden, schauten man sich nach einem geeigneten Standort für eine Synagoge um und fand mit Hilfe des Kultusministeriums Ende 1946 die geeigneten Räume in der ehemaligen Lauer-Villa. Der Stadtteil Bogenhausen erschien als der günstigste Ort für die Einrichtung einer neuen Synagoge, da hier die meisten Juden im München der Nachkriegszeit lebten, und sich hier viele jüdische Organisationen niedergelassen hatten. Im zwanzig Meter langen, acht Meter breiten und nach Osten ausgerichteten Festsaal wurde die Synagoge und im Keller die Möglichkeit für rituelle Schlachtungen eingerichtet. Außerdem wurde ein rituelles Bad (Mikwe) errichtet und es konnte bis zu 250 Personen (!) Unterkunft in diversen Wohnräumen gewährt werden. Allerdings hausten diese zum Teil unter unwürdigen Zuständen. Damit stand einige Monate vor der am 20. Mai 1947 wiedereröffneten Synagoge in der Reichenbachstraße 27 für Münchner jüdischen Glauben ein Gotteshaus zur Verfügung.

 

 

 

 

1950 wurde die Arbeit des »Zentralkomitees der befreiten Juden« eingestellt und ab diesem Zeitpunkt gliederten sich die noch in München verbliebenen und nicht nach Israel oder andere Länder in Übersee ausgewanderten Mitbürger jüdischen Glaubens in die Israelitische Kultusgemeinde ein. Ab dem Jahr 1961 erfolgte auf Initiative der »Israelitischen Kultusgemeinde München« eine durchgreifende Renovierung der Synagoge in der Lauer-Villa, aber in den 1970er-Jahren kam dann das Aus für das religiöse Leben in der Neuberghauser Straße, da eine neue Synagoge in der Possartstraße eröffnet wurde. Die Synagoge in der Lauer-Villa wurde profanisiert, die Säulen des Thoragehäuses und diverse Schmuckelemente blieben hinter einer Rigipswand erhalten.

 

 

Im Garten der ehemaligen Lauer-Villa, Mai 1948

 

 

Ab diesem Zeitpunkt war das Gebäude wieder in den Händen der Landeshauptstadt München und wurde durch das Kindergarten-Seminar, das 1962 nördlich der »Lauer«-Villa" einen Neubau erhalten hatte, genutzt. Ab ca. 1970 zog die Fachakademie für Sozialpädagogik (später Pasing) beziehungsweise der Fachbereich Sozialpädagogik der Fachhochschule München (ab 1984 Giesing, Anton-Fingerle-Bildungszentrum) in die Räumlichkeiten. In der Villa verblieb - bis heute - nur der Städtische Kindergarten im Erdgeschoss. Die übrigen Räume stehen seit 1993 der »Städtischen Sing- und Musikschule« zur Verfügung. Mit Hilfe eines Förderkreises wurde ab 1993 das gesamte Gebäude renoviert und die historische Bausubstanz der Villa Schritt für Schritt wieder herausgearbeitet. Allein der hohe zweigeschossige Raum blieb ein Provisorium. Er diente in der wechselvollen Geschichte des Hauses als Ausstellungsraum, Ballsaal, Fechtsaal, Synagoge, Zeichensaal und zu guter letzt als Proben- und Gymnastikraum. Schon die ursprünglichen Entwurfspläne bezeichneten den hohen Raum als Musiksaal und als solcher sollte der kahle und wenig einladende Raum wieder genutzt werden. Den mit der Renovierung beauftragten Architekten Landau + Kindelbacher, München ist es gelungen, »den bestehenden Charakter des geschichtsträchtigen Raum zu erhalten und die vorgefundenen Strukturen mit zeitgemäßen Elementen zu ergänzen.« (Landeshauptstadt München Baureferat) Die vermauerte Loge im Obergeschoss wurde wieder reaktiviert und durch die dunkelrot abgesetzte Wand hervorgehoben. Die Wandöffnungen der Galerie erhielten eine dezente Verglasung. Am 27. Februar 2003 wurde der große Konzertsaal feierlich eröffnet.

 

 

Konzertsaal mit Kamin und Loge

 

 

Konzertsaal mit Paneelen und verglasten Oberlichtern

 

 

 

 

 

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