Die Ismaninger Straße

(von Roland Krack)

 

Wir kommen von der Luitpoldbrücke und biegen aus der Prinzregentenstraße nach Norden in die Ismaninger Straße, der alten Bogenhausener Hauptstraße, ein. Auf ihr wickelte sich der gesamte Verkehr von Bogenhausen nach München ab und an ihren Rändern wuchsen in der Gründerzeit die Häuser des wohlhabenden Münchens empor.

 

Die Ismaninger Straße beginnt am Max-Weber-Platz. Hier in Haidhausen zweigte sie von der ehemaligen Wiener Landstraße ab und führte am Isarhochufer als Distriktstraße von München nach Ismaning. Nördlich von Bogenhausen verließ sie das Herzogtum Bayern und führte durch den Prielwald ins Gebiet des Hochstifts Freising.

 

Neben Unterhaltskosten für die 1804 unter Staatsminister Montgelas erbaute Bogenhausener Brücke, stellten die Aufwendungen für den Unterhalt dieser Distriktstraße die größte Belastung für den Haushalt der selbstständigen Gemeinde Bogenhausen dar. 1876 reichte eine Beschotterung der Straße nicht mehr aus. Vor allem die schweren Ziegelfuhrwerke setzten dem Oberbau so stark zu, dass die Ismaninger Straße 1878 von Haidhausen (Höhe Prinzregentenstraße) bis zur Sternwartstraße gepflastert werden musste.

 

Mit Genehmigung des Innenministeriums durfte Bogenhausen für die Benutzung der renovierten Straße Pflasterzoll erheben. Die Stadtgemeinde München kassierte den Pflasterzoll für die Gemeinde Bogenhausen am städtischen Zollhaus an der Ecke Ismaninger Straße / Trogerstraße. 1886 konnte die Pflasterung bis zum Priel fertiggestellt werden und 1890 waren die kompletten 2,5 km bis zum Zollhaus Oberföhring halbseitig, d.h. stadteinwärts, fertig gepflastert. Durch die Pflasterung verschuldete sich die Gemeinde derart, dass die Eingemeindungsverhandlungen beschleunigt wurden und es am 1. Januar 1892 zur "Vereinigung der Gemeinde Bogenhausen mit der Stadtgemeinde München" kam: 1570 Bogenhausener wurden Münchner. Ein Stadterweiterungswettbewerb zwischen der Ismaninger Straße und den Maximiliansanlagen, die 1856 bis 1861 nach den Plänen des Hofgartendirektors Carl von Effner im englischen Landschaftsstil angelegt worden waren.

 

Gut vier Jahre nach der Eingemeindung erreichte eine Pferdebahnlinie Bogenhausener Gebiet. Am 7. August 1896 wurde die "Gelbe Linie" vom Max-Weber-Platz 1,2 km nach Norden bis zur Höchlstraße verlängert. Ein Jahr später hatte die Linie IX oder die "Gelbe" an der Sternwartstraße ihren Endpunkt. Die Liniennummern waren nur betriebsinterne Bezeichnungen. Offiziell nannte man die Linie nach den am Wagen angebrachten Farbtafeln. Als eine der vier Hauptlinien war sie täglich von 7 Uhr bis 22.40 Uhr im 10-Minuten-Takt in Betrieb. An der Endstation am Bogenhauser Hof - 1825 erbaut und seit 1854 Tafernwirtschaft - wurden die Tramway-Wagen an einer Endweiche auf das andere Gleis umgesetzt. Nach dem Umspannen des Pferdes ging es wieder über Gasteig und Tal zum Centralbahnhof. Kutscher und Kondukteur rückten früh morgens aus und blieben bis spät abends auf ihrem Wagen. Den Rössern wurde eine solch lange Dienstzeit nicht zugemutet. Man wechselte sie alle 2 bis 2 1/2 Stunden aus. Bei einer ca. 12-stündigen Betriebszeit waren für einen Wagen sechs Pferde notwendig.

 

Am 23. Juni 1898 wurde der elektrische Betrieb aufgenommen. Die Linie führte ab 1906 die Nummer 9 und war an zwei gelben Lichtsignalen auf dem Wagendach zu erkennen. Erst 1927 erfolgte eine Verlängerung der 9er zum Gebeleplatz, dem heutigen Herkomerplatz, an dem auch der Betrieb der Linie 30 endete, die über den Montgelasberg aus der Stadt heraufführte.

 

 

elektrische Tram München 1895

 

 

 

Tram in der Ismaninger Straße im Jahr 2007 © dietlind pedarnig

 

 

 

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Textquelle: "Spaziergang durch den Münchner Nordosten", Kalender 2004, hrsg. vom Verein für NordOstKultur e.V.