Im Hinblick auf die unbefriedigenden Wasserverhältnisse in München wurde schon frühzeitig in München eine Korrektur der Isar nördlich der Stadt ins Auge gefasst. Der Beginn der ersten systematischen Isarregulierung ist um 1806 unter der Leitung von Carl Friedrich von Wiebeking, dem Generaldirektor des Wasser-, Straßen- und Brückenbaues, anzusetzen. Mit von den Ufern aus vorgebauten "Buhnen" wurde der Wasserlauf reguliert und die Isar von Bogenhausen bis Ismaning in einen völlig geraden Lauf gezwungen. Die Bettbreite wurde bis zum Jahr 1861 von ursprünglich 94 m auf 43 m eingeengt, um die Eintiefung der Isar zu verstärken. 1905 lag der Wasserspiegel bei Oberföhring um 5 Meter tiefer als Hundert Jahre zuvor. 1920/24 fand der längst schädlich gewordene Tiefenschurf der Isar dann ein Ende.

 

 

Isarregulierung 1905 bei Ismaning

 

 

Grund für den Stop des Tiefenschurfs  war der Bau des Mittleren Isarkanals mit seinen Kraftwerken. Vor dem ersten Weltkrieg begann man in Bayern die Energieversorgung von Dampfkraft auf elektrischen Antrieb umzustellen. Als wasserreiches Land lag die Nutzung der Wasserkräfte nahe. Oskar von Miller, der Schöpfer des Deutschen Museums, war ein Vorkämpfer diese Gedankens. Bereits vor dem Weltkrieg entstand so der Plan, das Gefälle der Mittleren Isar, zwischen München und Moosburg, mit einem Höhenunterschied von über 80 Meter, zur Stromgewinnung zu nützen. 

 

 

 

 

Erst nach dem Ersten Weltkrieg genehmigte der Bayerische Landtag die Anlage dieses Seitenkanals zur Isar, der das Isarwasser vom Oberföhringer Stauwehr im Bogenhausener Grüntal auf  54 km Länge durch das Erdinger Moos bis nach Moosburg führte. 1921 begann die "Mittlere Isar AG" (dann Bayernwerk AG, heute E.ON Bayern AG) mit dem Bau dieses Kanals, 1929 konnte man das Riesenwerk beenden. Teilweise arbeiteten über 8000 Arbeiter auf der Baustelle. Am Kanal entstanden fünf Kraftwerke. Seine Breite schwankt zwischen 23 und 34 Metern. Für regelmäßige Wassermengen sorgt der Ismaninger Speichersee, der fast so groß ist wie der Tegernsee. Eine Vielzahl von Bächen und Wasserläufen wurden dem Kanal zugeführt und entwässerten somit das Erdinger Moos. Mit der 'Isara rapida', der reißenden Isar, war es damit vorbei. Dafür entstanden als Folge des Mittleren-Isarkanal-Projekts mit seinen Kraftwerken und der Kläranlage Großlappen durch die Moorkultivierung eine Fischzucht im Speicherseegebiet und ein inzwischen bekanntes Vogelreservat.

 

 

 

Sanierungsmaßnahmen am Mittleren Isarkanal im Jahr 1997

 

 

 

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Text: 

Karin Bernst, "Spaziergang durch den Münchner Nordosten", Kalender 2001.

Abbildungen: 

oben: Karte mit Verlauf des "Mittleren Isarkanals" von Oberföhring bis Moosburg

Mitte: "Korrektion der Isar bei Ismaning, 1905", Diapositiv vom kolorierten Plan im Maßstab 1:10000, in: "Die Isar. Ein Lebenslauf", hrsg. von Marie-Louise Plessen, München 1983.

unten: der Mittlere Isarkanal beim Oberföhringer Stauwehr hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten (2008)