Herzogparkstraße 1

Die Architekten Stengel & Hofer reichten im März 1909 den Plan für einen Wohnhausneubau dem "Baugeschäft Johann Dietl gehörig" ein. Dietl hatte das 1220 Quadratmeter große Grundstück ein Jahr zuvor für 35.000 Mark von der Terraingesellschaft Herzogpark erworben. Das geplante Mietshaus bildete eine Einheit mit dem Gebäude Montgelasstraße 43. Wegen seiner Bedeutung für den künftigen Charakter der Bebauung im Herzogpark legte das Stadtbauamt das Bauprojekt Herzogparkstraße 1 bis 3 und Mauerkircherstraße 43 dem Magistrat vor, damit er die Pläne vom ästhetischen Standpunkt aus betrachte: "Für den Eckbauplatz Herzogpark- und Montgelasstraße ist im Staffelbauplan Staffel 4 (Erdgeschoß und zwei Obergeschosse) vorgesehen. Das Gesuch des Grundbesitzers geht nun dahin, die Bauweise mit drei Obergeschossen zuzulassen und dieses Gesuch begründet er mit der Behauptung, daß in architektonischer Hinsicht eine vorteilhafte Lösung für die Gruppierung der Bauten zu finden ist." Die Baugruppe musste sich dem Berghang angliedern, wobei der abgerundete Vorbau dabei einen ansprechenden Übergang schuf.

 

 

 

 

Noch im Jahr 1909 war die Baugruppe bezugsfertig. Die "Deutsche Bauhütte" lobte in einem Aufsatz 1912 die von der Architektengruppe gefundene interessante architektonische Lösung:

 

"Da wäre die festliche Freitreppenanlage als Fortsetzung der Straße, gesäumt von Teilen des Parkes, die Stufung der Firste und Hauptgesimse, der im Grundriß gebogte Zwischenbau, der die tote Ecke vermeidet und den Baugrund voll ausnützt, die praktische Einordnung der Stiegenhäuser, von dem das eine gegen den Hof zu liegt, das andere, mit malerischem Lauf beginnend, als Ansatzbau die niederste Stufe der Hauptfassade ausmacht. Zu diesem Haupttrakt gehört noch die Dienerschaftstreppe, die gegen den Rückgarten gelegen ist."

 

Kritisch äußerst sich der Aufsatz allerdings über die Räume, die "nicht verwöhnten Mietern" gewidmet sind: "Dagegen ist das Fehlen eines Dienstbotenklosetts als Mangel zu bezeichnen und es wäre entschieden vorteilhaft gewesen, für eine Wohnung dieser Art ein Klosett in Verbindung mit dem Garderobenraum am Eingang anzuordnen." Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

 

 

 

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Text aus:  "Der Herzogpark. Wandlungen eines Zaubergartens", hrsg. von Willibald Karl, Buchendorfer Verlag 2000.

Fotos: 

oben: Wohnhaus Herzogparkstraße 1 mit dem neubarockisierenden Treppenaufgang zur Montgelasstraße hinauf. Schön zu sehen der "gebogte Zwischenraum". Buchscan aus: Bayerischer Architekten- und Ingenieur-Verein (Hg.): München und seine Bauten, München 1912, S. 372.

Mitte: Grundriss des Obergecshosses Wohngebäude Herzogparkstraße 1; Buchscan aus: Bayerischer Architekten- und Ingenieur-Verein (Hg.): München und seine Bauten, München 1912, S. 372.

unten: Blick vom Treppenaufgang in die Herzogparkstraße hinunter; im Hintergrund der "Querriegel" der Mietshäuser der Mauerkircherstraße; © dietlind pedarnig 2008