Die neue Großgaststätte auf dem großen Grundstück an der Neuberghauser Straße wurde 1862 von der Actien-Löwen-Brauerei München errichtet. Zum Anwesen gehörte auch eine "radizierte Gartenwirtschaftsgerechtsame". Von 1872 (Pächter Georg und Maria Roth aus Haidhausen) bis 1906 beantragten insgesamt 32 (!) Personen die notwendige Konzession zum Betrieb der Wirtschaft. Man könnte auch sagen, fast jedes Jahr wechselte der Wirt oder die Wirtin. Es drängt sich die Frage auf, warum eine dermaßen stattliche und demnach sicherlich umsatzträchtige Wirtschaft zu diesen überproportional häufigen Pächterwechseln geführt hat. Die Antwort ist schnell gegeben, sieht man sich die Lage der Wirtschaft an. Ein Bauplan aus dem Jahr 1905 (eingereicht beim Bauamt wegen der Erweiterung des Gebäudes um Aborte) ist der einzig erhaltene Plan der zweigeschossigen Gaststätte und zeigt ihre räumliche Aufteilung mit Saal, Wirtschaftsküche, Gastlokal und Nebenräumen im Erdgeschoss. Auf dem Lageplan sieht man auch deutlich die Nähe des großen Biergartens samt Tanzpavillon (Salettl) zum unmittelbar gegenüberliegenden Friedhof von St. Georg. Totenruhe und Tanzveranstaltungen vertrugen sich eben denkbar schlecht. Schon zu Baubeginn der Wirtschaft bedauerte Pfarrer Lampert von St. Georg, dass sie "zu nahe" der Kirche liege ... 

 

 

 

 

Gasthaus "Neuberghausen", Oktober 1905

 

 

 

 

 

Die beliebten Musik- und Tanzveranstaltungen, vor allem im Garten auf dem eigenen Tanzboden, wurden wegen dieser Nähe zu Kirche und Friedhof vom zuständigen Bezirksamt Au schließlich nicht mehr genehmigt. Dem Wirtsanwesensbesitzer Franz Reger wurde 1889 am 17. Juni die Konzession nur unter der Bedingung vom Bezirksamt erteilt, dass er "1. in dem an der Westseite des Hauses gegen die Kirche und den Friedhof zu neu hergestellten Saal keine Tanzmusik gehalten und überhaupt keine Art Musik Musik gespielt werde, 2. dass in demselben keine öffentlichen Versammlungen abgehalten werden". Die Actien-Brauerei beklagte 1904 bitter, dass der Bierkonsum in 20 Jahren auf ein Zehntel zurückgegangen sei. So verkaufte man schließlich 1911 das Anwesen an den Maler Friedrich Lauer für 200.000 Mark, der schon ein Jahr später die Gastwirtschaft komplett abreißen und sich stattdessen eine neue mächtige Künstler-Villa an dieser Stelle errichten ließ.

 

Aber noch heute spendet der üppige Baumbestand des damaligen Biergartens Schatten und erinnert an das gesellige Leben an dieser Stelle.

 

 

 

 

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Literatur:

Abbildungen von oben nach unten: