Das Fährmannhaus in Oberföhring ist eigentlich ein Dienstgebäude, auch wenn es als kleine Villa mit Erker und Söller errichtet wurde. Entworfen hat es 1903 der damals begehrte Münchner Jugendstilarchitekt und damalige Direktor der Terraingesellschaft Herzogpark-Gern, Martin Dülfer, im Auftrag der Gemeinde Oberföhring. Ein Jahr später wurde das Haus in der damaligen Pienzenauerstraße 201, etwa auf Höhe des heutigen Oberföhringer Stauwehrs, als Dienstwohnung für den Fährmann Andreas Blumenthaler errichtet. Er setzte mit seiner Drahtseilfähre bis 1920 seine Fahrgäste hinüber ans Hirschauer Ufer.

 

 

 

 

Funktionsgerecht war die "Dienst-Villa" zur Isar hin ausgerichtet; die geschützte Eckbank an der Nordseite ermöglichte einen ständigen Blick auf den Fluss und war in der wärmeren Jahreszeit sicher der bevorzugte Aufenthaltsort des Fährmanns während der Wartezeit auf neue Fahrgäste. Im Erdgeschoss befand sich ein kleines Zimmer (vermutlich für Dienstzwecke) und ein großes "Kochzimmer", also eine Wohnküche. Im Obergeschoss gab es zwei weitere Zimmer, davon eines mit gleich zwei Balkonen bzw. überdachten Loggien.

 

Mit dem Baubeginn des Stauwehrs wurde der Fährbetrieb eingestellt und trotz aller literarischer Ehren die der Minitaurvilla durch Thomas Mann verschafft wurde, hat man das malerische Häuschen in den 1960er Jahren  abgerissen. Der Platz blieb unbebaut.

 

 

 

 

 

 

 

 

<< zurück zum Textanfang

 

 

 

Literatur:

Dieter Klein: Martin Dülfer. Wegbereiter der Deutschen Jugendstilarchitektur, Arbeitshilfe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Arbeitsheft 8, 1993.

 

Abbildungen von oben nach unten: