Südlich der Maximiliansstraße lag im mittelalterlichen München das sogenannte Wurzertor (später Kosttor, weil hier Armenspeisungen stattfanden). Seinen Namen verdankte es den vor den Toren der mittelalterlichen Befestigungsmauern des 14. Jahrhunderts gelegenen Würzgärten mit Gemüse (Kraut, Rüben, Rettich) und Gewürzen. Blumengärtnereien gab es damals nur wenige.

 

Auf einem Plan der Churfürstlichen Residenzstadt von 1735 sind hingegen außerhalb der Stadtmauern im heutigen Glockenbachviertel, im Lehel und entlang der Isar eine Menge Gärtnereien eingezeichnet. Am 20. Oktober 1750 dokumentiert eine Urkunde den Antrag von Anton Weyland Matthiasen Dosch, der von seiner Mutter die Gärtners-Gerechtigkeit übertragen bekommen hatte, an das Münchner Ratskollegium »ihn als Bürger und Gärtner gnädigst an- und aufzunehmen« die Geburtsstunde der Gärtnerei Dosch. Acht Jahre später, 1758, verzeichnet ein Plan die erste Gärtnerei von Max Dosch in der Gegend der alten Reiterkaserne (heute Europäisches Patentamt), in der Zweibrückenstraße am deutschen Museum. Die Gebrüder Karl Josef, Max und Anton Dosch besaßen außerdem noch weitere Gärtnereien in der Rumfordstraße und der Schwabinger Landstraße.

 

Es ist der Königliche Hofküchengärtner Karl Effner höchst persönlich, der am 13. Dezember 1824 König Ludwig I. bestätigt, dass nach dreijähriger Lehrzeit Anton Dosch (18061865) aus München "im Königreich Bayern gebürtig" den Gärtnerberuf "zur vollen Zufriedenheit" beendet hat. Ein Lob aus berufenem Mund ... Aber es kommen auch härtere Zeiten für das Unternehmen der Familie, zu der Anfang des 19. Jahrhunderts die Geschwister Karl (1810–1841), Max (1811–1844), Josef (1812–1842) und Konrad (1813–1852) gehören.

 

1832 verzeichnet die Chronik, dass der 25-jährige "Bureaudiener" Anton Dosch, ledig und der Gärtnerei "kundig", das Anwesen an der Ludwigstraße 132 von seinem Vater übernimmt. Als Aktivvermögen sind 2000 Gulden angegeben, aber flüssig war der Hausbesitzer und Bierbrauer (sein Vater Anton Dosch hatte 1809 als Entschädigung für einen der Regierung überlassenen Bauplatz eine personelle "Bierschenks-Conzession" erhalten) nicht, denn er hatte, um seine Bürgerrechtsgebühr zahlen zu können, von der Dachauer Maurerswitwe Anna Weber 50 Gulden leihen müssen. Als Gegenleistung soll Anton sie heiraten. Doch die Rechnung der Witwe geht auf, das Gesuch auf Eheerlaubnis wird wegen Mittellosigkeit abgelehnt und so fordert Anna ihr geliehenes Geld zurück. Erst 1835 erteilt der Magistrat der Stadt Anton Dosch und seiner Braut Maria Franziska Märklein von Pleinfeld, die Verehelichungserlaubnis. Doch schon fünf Jahre später stirbt seine Frau. Anton heiratet zwar wieder (seine Wahl fällt auf die Tageslöhnerstochter Katharina Bauer von Söcking), aber er möchte nicht mehr Wirt sein und verzichtet auf die Konzession als Bierwirt. 

 

 

Viktualienmarkt um 1899

 

 

Belieferung des Verkaufsstandes der Gärtnerei Dosch am Viktualienmarkt mit dem Pferdewagen.

 

 

Am 21. August 1849 veräußert er auch das vom Vater ererbte Anwesen in der Maxvorstadt um 4050 Gulden. Anton und sein Bruder Max lassen sich jetzt in der Morassigasse 2, ganz in der Nähe des Isartors, als Gärtner nieder. Max Dosch stirbt im August 1844, sein Grab liegt am Alten Südlichen Friedhof, seine Frau führt den Betrieb weiter. Die zweite Ehe von Anton mit der Tageslöhnertochter Katharina bringt reichen Kindersegen: elf Töchter und zwei Söhne erblicken das Licht der Welt, wobei der am 5. September 1845 geborene Karl Josef Dosch (also der Urgroßvater des heutigen Besitzers Karl Dosch) und sein Bruder Anton Dosch beide den Gärtnerberuf (Kunstgärtner) erlernen. Karl Josef heiratet die aus dem Landkreis Aichach stammende Viktoria Siffler von Schnellmannskreuth und führt das Münchner Unternehmen weiter, Anton geht 1898 nach Bad Reichenhall und gründet dort eine Gärtnerei.

 

 

Die Brüder Karl Josef und  Anton Dosch mit ihrer Urgroßmutter und zwei Schwestern um 1900

 

 

Karl Josef  gründet 1874 in Haidhausen, zwischen Ismaninger Straße 23 1/2 und Trogerstraße 13, also stadtauswärts nach dem Krankenhaus rechts der Isar gelegen, eine Gärtnerei mit mehreren Gebäuden und "Glaserdhäusern", ein Gemüseacker befindet sich an der Stelle, wo im Jahr 1900 das Prinzregententheater und 1933 das Prinzregentenstadion errichtet werden. 

 

 

Zum 10-jährigen Stiftungsfest des Gärtnermeistervereins München-Giesing 1903

 

 

 

"Handelsgärtner Dosch" im Betrieb in Haidhausen, 1910 (Ansichtskarte)

 

 

Wohl schon ahnend, dass im beständig wachsenden Haidhausen eine Betriebserweiterung nicht möglich sein würde, wird 1924 in Denning (damals zugehörig zur Gemeinde Daglfing und sozusagen »am Land« gelegen) ein 6400 Quadratmeter großes Grundstück für 25 000 Mark gekauft. 1930 entstehen drei Erdhäuser, in denen nur Gemüse (Tomaten, Gurken und Salat) angebaut wird. Der Betrieb in Haidhausen wird nach der Erweiterung des Krankenhauses rechts der Isar 1951 ganz aufgegeben, nur ein Verkaufskiosk bleibt bestehen.

 

 

Schwerste Knochenarbeit beim Pflügen mit der Hand...

 

 

... abgelöst von der ersten motorisierten Fräse.

 

 

Die Pferdekutsche zum Beliefern des Viktualienmarktes wird ersetzt durch ein motorisiertes Dreirad.

 

 

Auf dem Gelände in Haidhausen

 

 

Karl Josef Dosch (links) im Gewächshaus

 

 

Während des Zweiten Weltkriegs führt die Schwiegertochter von Karl Josef, Magdalena (1911–1996), den Betrieb weiter, der einberufene Sohn, Karl Dosch (1903–1980), kehrt gesund von der Front zurück und kann die durch Bombenangriffe total zerstörte Gärtnerei in Denning wieder aufbauen. Schon 1947 kommen zur Gemüsezüchtung wieder die ersten Blumen in die Produktpalette: zunächst Topfpflanzen wie Hortensien, Chrysanthemen und Alpenveilchen oder Begonien, später dann spärlich nach und nach auch Schnittblumen, die in der Gärtnerei und auf dem Viktualienmarkt verkauft werden.

 

 

Karl Dosch 

 

 

Mistbeetkästen in Denning

 

 

Sohn Karl (geboren 1936) führt die Familientradition weiter und absolviert 1951 bis 1953 eine Lehre in der Gärtnerei Bschorr. 1955 wird das Wohnhaus in der Königsberger Straße 20 gebaut, bis dahin wohnte man noch in Haidhausen in der Trogerstraße. Nach Abschluss der Meisterprüfung 1959 führt Karl Dosch zusammen mit Vater und Mutter die Gärtnerei in Denning. 1969 errichtet die Familie das heutige Wohn- und Geschäftshaus in der Ostpreußenstraße 39. Obst und Gemüse werden aufgegeben, es entsteht eine reine Ziergärtnerei. Die Mistbeetkästen verschwinden nach und nach und machen modernen, beheizbaren Gewächshäusern mit automatischen Schattierungs- und Bewässerungsmöglichkeiten Platz. Die Blumenproduktion wird im eigenen Floristikladen verkauft. 2011 werden großräumige Umbaumaßnahmen zur Erweiterung und Verbesserung des Betriebs vorgenommen.

 

 

Der heutige Betriebsleiter Karl Dosch 

mit seinen Eltern Karl und Maria und seiner Schwester Sylvia, 

heute Floristin mit einem Blumenladen am Ostbahnhof

 

 

 

Wohn- und Geschäftshaus in der Ostpreußenstraße 39

 

 

Ein war ein langer und außergewöhnlich kontinuierlicher Weg vom ersten urkundlich erwähnten Gärtnereibetrieb Dosch im Jahr 1750 bis zur heutigen Blumengärtnerei. Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister weist in seinem Vorwort zur Festschrift aus Anlass von »250 Jahre Dosch in München« zu recht daraufhin, wie selten sich Betriebe über so einen langen Zeitraum gegen den harten Wettbewerb von Ladenketten und Großmärkten behaupten können. Das Unternehmen wird mit dem Sohn von Karl Dosch, Florian, weitergeführt werden, ganz im Sinne eines alten chinesischen Sprichwortes: »Die eine Generation baut die Straße, auf der die nächste fährt.« Familie Dosch hat dies über Jahrhunderte weg ganz eindrücklich und umgesetzt ... 

 

 

 

 

>> zurück zum Textanfang

<< Homepage der Gärtnerei

 

 

Alle Fotos wurden (bis auf die historische Ansichtskarte) dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Familie Karl Dosch

Textquelle: 250 Jahre Dosch Blumen. 1750–2000, Selbstverlag München 2000.