Fritz Vonderstraß, "Omnibusbetriebsinhaber" und Mitbesitzer des "Denninger Hofs" stellte 1951 den Antrag auf eine Konzession für das Betreiben einer Schankwirtschaft auf dem "Pflegerhof" in Denning. Eine "Imbissstube" stand schon auf dem Gelände und die Bezirksinspektion stellte bei einer Ortsbesichtigung fest, dass "(...) die Imbißstube mit 30 qm Fläche durch Ausbau zwei weiterer anliegender Räume mit 38 qm auf insgesamt 68 qm" erweitert worden war. Des Weiteren konstatierte die Behörde: "Das Bad mit Abort und ein Teil des Vorplatzes wurden zu einer Wirtsküche umgestaltet. Die Freifläche zwischen Anwesen und Straße wurde zu einem Wirtsgarten von 190 qm Größe ausgebaut und mit 29 Tischen und Stühlen belegt (...)."

 

Der neue Wirtsgarten lag etwas tiefer als die acht Meter breite und ohne Gehweg direkt vorbeiführende Friedrich-Eckart-Straße. Von dieser war er nur durch eine niedrige Tannenbäumchenhecke getrennt. Neben einem kleinen Tanzpodium konnten je nach Bedarf noch weitere 10 Tische und ein Musikpodium aufgestellt werden. Am 16. Juli 1951 wurde vom Inspektor des Polizeireviers 11 protokolliert:

 

"Soviel in Erfahrung gebracht werden konnte, hat Vonderstraß vor, während der Sommermonate in dem Wirtsgarten, der in den Abend- und Nachtstunden festlich illuminiert ist, öffentliche Veranstaltungen abzuhalten. So fanden dort bereits am 7.7.51 und am 14.7.51 in der Zeit zwischen 19 und 23 Uhr vom Amt für öffentliche Ordnung genehmigte öffentliche Tanzveranstaltungen statt, bei denen jeweils eine 10 Mann starke Blasmusikkapelle aufspielte. Außerdem ließ Vonderstraß zwischen den Musikpausen einen kleinen Lautsprecher zur Unterhaltung der Gäste spielen. Zudem gaben am 14.7.51 ein Artist und ein kleines Mädchen als Einlagen sogenannte Bodenakrobatik zum Besten."

 

Zu diesen Veranstaltungen kamen auch etwa 100 bis 200 Zuschauer, die während der ganzen Zeit den Verkehr auf er Friedrich-Eckart-Straße, der für damalige Zeit ein ziemlich reger war, lahmlegten. Die Fahrzeuge (Radfahrer und sonstige Kraftfahrzeuge) konnten nur mit großer Mühe durch die Zuschauermassen hindurch kommen, was einerseits eine Gefährung des Straßenverkehrs, andererseits eine ständige Gefährdung der Zuschauer zur Folge hatte. Diese zogen erst ab, nachdem die Musik und der Tanz im Freien eingestellt wurden. Im Streifendienst eingesetzte Polizeibeamten des Reviers 11 hatten alles aufzubieten, um den Fahrverkehr einigermaßen im Fluss zu halten, was bei den Zuschauern natürlich Widerwillen erregte. Im Oktober 1951 verurteilte man Vonderstraß zu einer Geldstrafe von 30 DM wegen unerlaubter Veranstaltung bzw. öffentlicher "Tanzlustbarkeiten". Bis April 1952 war Vonderstraß Wirt im "Denninger Hof". Wegen Unrentabilität wurde die Gaststätte um 1958 aufgegeben. Ungefähr zehn Jahre später riss man die Gebäude ab, da sie der geraden Verlängerung der Ostpreußenstraße im Wege standen. An der Stelle des ehemaligen Bauernhofs »beim Pfleger« stehen heute die Wohnhäuser der Friedrich-Eckart-Straße und ein kleines Café ("Backträume") sorgt sogar wieder für das gesellige Leben der Denninger.

 

 

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Text:

Bernst, Karin: Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten. Historische Wirtshäuser im Stadtbezirk Bogenhausen, Kalender 2014.

Foto:

An der Stelle des "Pflegerhofs" steht heute ein großer Wohnkomplex und dominiert die Kreuzung Ostpreußenstraße / Denninger Straße. © dietlind pedarnig, 2013