Wohnhaus 

Delpstraße 12

 

Im Atelier seines Fotographen Heinrich Hoffmann lernte Hitler 1929 Eva Braun kennen, die dort als Fotolaborantin arbeitete. Die Beziehung zu ihr intensivierte er allerdings erst nach dem Tod seiner Nichte Geli Raubal und nachdem Eva Braun 1935 zum zweiten Mal versucht hatte, sich umzubringen. 1936 bezog sie in der damaligen Wasserburger Straße 12 (heute Delpstraße) eine kleine Villa mit Garten, die Hoffmann auf Hitlers Veranlassung für 30.000 Reichsmark gekauft hatte. Alte Filmaufnahmen zeigen, wie Eva Braun hier mit Hitlers Schäferhund im Garten herumtollt oder vor dem Haus lachend zum Gassigang mit Freunden aufbricht. Mehr als zehn Jahre lebte sie hier – und Hitler besuchte sie desöfteren. Angeblich saß er im Wohnzimmer immer in einem blauen Sessel vor dem Kamin, in dessen Kacheln ihr Monogramm eingebrannt war. Auch das Schlafzimmer war ganz in Blau gehalten. Am Kopfende der Schlafcouch war ein Telefon mit Direktleitung zur Berliner Reichskanzlei und zum »Berghof«, Hitlers Landhaus am Obersalzberg, montiert. Zum Haus gehörte außerdem ein Luftschutzbunker, der mit Frischluft versorgt werden konnte – falls Eva Braun bei einem Bombenangriff verschüttet werden sollte. Am Zaun stand ein »Ein-Mann-Bunker« mit Schießscharten.

 

Am 29. April 1945 (kurz vor dem gemeinsamen Selbstmord im »Führerbunker« in Berlin) heiratete Hitler seine Geliebte Eva Braun. Etwa zur gleichen Zeit besetzte ein Stoßtrupp der US-Armee das Haus in der Delpstraße 12. Schon am nächsten Tag war das Anwesen komplett leer geräumt und alle Gegenstände wahrscheinlich als Souvenirs in die USA verschwunden. Lange Zeit war ungewiss, was aus dem Haus mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit werden sollte. 1947 zog ein Ehepaar aus Washington ein. Auf dem Klingelschild stand damals noch »Braun« und wie Nachbarn berichteten, wurde das Haus in den folgenden Jahren zur Pilgerstätte für Neo-Nazis. Zuletzt wohnte eine ältere Dame in dem Haus, das Grundstück verwilderte. Nachdem die Frau gestorben war, stand die Villa leer und verfiel zusehends.

 

 

 

 

Lokalpolitiker aus Bogenhausen baten die Denkmalschutzbehörde zu prüfen, ob eine Aufnahme in die Denkmalliste möglich sei. Doch ein ausführliches Gutachten kam zu dem Schluss, dass das Haus vollkommen marode und kein Denkmal sei. Dann wechselten Haus und Grundstück den Besitzer. Der jetzige Eigentümer, ein Verleger zweier Münchner Tageszeitungen, kaufte es vom Sohn der letzten Bewohnerin. An eine Sanierung wurde nie gedacht und 2015 wurde die Villa komplett abgerissen und ein zweistöckiger Neubau mit Doppelgarage auf dem kostbaren Bogenhauser Areal errichtet.

 

 

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Fotos:

oben © dietlind pedarnig (2007)

unten: Villa Delpstraße 15 kurz vor dem Abriss 2015