Noch vor 200 Jahren floss die Isar als reißender Gebirgsfluss durch das Grüntal in Oberföhring. Ungebärdig, teilweise mehrarmig, die Wasser durch breite Kiesbänke getrennt und von Auwäldern umsäumt, bahnte sie sich ihren Weg nach Norden. Die Isar grub sich ihr Bett jährlich neu, mächtige Geröllschichten aus den Bergen zurücklassend. Die Gemeinden versuchten durch hölzerne "Wuhrbauten" Faschinenlagen zwischen eingerammten Pfählen) die Ufer zu schützen und dem Floßverkehr eine Fahrrinne (die sogenannte "Naufahrt") zu schaffen. Die Hochwasser rissen die Holzbauten oft mit. Die "Wuhrbauten"  sollten außerdem das Isarwasser von der Hangkante fernhalten. Bei Oberföhring drohte die Unterspülung des Hochufers.

 

 

Der Brunnbach um 1920

 

 

Ab 1806 schüttete man zur Regulierung der Isar im Bereich Lehel einen kerzengeraden Damm auf, der die Isar auf 7 km von der Prinzregentenbrücke bis Unterföhring in ein enges Bett zwang. Von 95 m wurde die Flussbreite auf etwa 44 m verringert, was eine stark erhöhte Strömungsgeschwindigkeit zur Folge hatte. Innerhalb von sieben Jahren grub sich die Isar daher um mehr als 1 1/2 m in den Schotter ein und die Flusssohle senkte sich im Laufe der Jahrzehnte sogar unter die darunter liegende wasserundurchlässige Flinzschicht. Daher verbreiterte man später das Flussbett wieder auf 60 m. Nördlich der Bogenhausener Brücke (Max-Joseph-Brücke), zwischen Brunnbachleite und Isar, entstand nach der Regulierung des Flusses durch Trockenlegung ein Baugebiet, das nicht mehr vom Hochwasser bedroht wurde: der Herzogpark.

 

 

Die Oberföhringer Au um 1816, 

vor der Regulierung

Die Oberföhringer Au um 1850, 

nach der Regulierung

 

 

Normalerweise liegt ein natürlicher Fluss über der grundwasserführenden Schicht und gibt so Wasser ans Grundwasser ab. Nach der Flussregulierung im 19. Jahrhundert war es umgekehrt. Über Hangquellen wird der Umgebung Grundwasser entzogen. Es tritt nun zwischen Bogenhausen und Oberföhring an der Brunnbachleite aus vielen Quellen zu Tage und fließt, vereinigt als Brunnbach, der Isar zu. Unterhalb Oberföhring, im Grüntal und St. Emmeram, betrieb man mit der Kraft des Brunnbachwassers zahlreiche Mühlen, von denen einige vor 100 Jahren noch in Betrieb waren. Bis 2011 konnte man noch wunderbar im altehrwürdigen »Wirtshaus im Grüntal« sitzen, wo man sich nicht nur unter den Bäumen des Gastgartens kontemplativ in eine frischen Maß Bier versenken konnte, sondern auch in den fröhlich vorbeifließenden Brunnbach ... Leider musste dieses Paradies einer Wohnanlage weichen.

 

 

 

 

 

 

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