Nach dem Auszug der Kinder war das alte Schulgebäude am Bogenhauser Kirchplatz 3 jedoch nicht funktionslos geworden. 1914 wurde die ehemalige Kinderbewahranstalt  aufgelöst und an gleicher Stelle ein Seminarkindergarten errichtet. Dieser diente als Übungsstätte für die praktische Ausbildung des Kindergärtnerinnenseminars, das der Frauenschule am Anna-Lyzeum im benachbarten Lehel angegliedert war. Die Kinder des Seminar-Kindergartens mussten täglich aus dem Lehel geholt und zurückgebracht werden, erst 1915 stand er auch für die Bogenhauser Kinder offen. Während des Ersten Weltkriegs wurde dem Kindergarten Hasen und Ziegen gespendet, die Schülerinnen zimmerten Ställe für die Tiere und der für den Winter nötige Futtervorrat wurde in den umliegenden Villen-Gärten selbst gemäht.

 

 

Die große Kastanie im Schulhof der Bogenhauser Schule

 

 

1925 wurde das Kindergartenseminar endgültig in Bogenhausen angesiedelt und aus dem Anna-Lyzeum gelöst. 1926 zog die soziale Frauenschule dann auch in das Bogenhauser Gebäude um. Unter Seminarleiterin Maria Urban entwickelte sich eine Ära der sogenannten "Arbeitsschule", deren Idee zuerst von Georg Kerschensteiner forciert wurde.

 

 

Hospitation im Kindergarten-Seminar Anfang der 1930er Jahre

 

 

Brauchtumspflege in den 1930er Jahren: Tanz der Seminar-Schülerinnen

um den Maibaum im Garten der Bogenhauser Schule

 

 

1942 bereits schwer durch Bomben geschädigt, wurde das Bogenhauser Schulhaus  in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1943 endgültig zerstört. Dennoch nahmen Ende Mai 1945 im zerbombten alten Gebäude ein provisorischer Kindergarten und ein Hort ihren Betrieb wieder auf. Auch die sozialpädagogischen Ausbildungen wurden hier wieder aufgenommen.

 

 1946/47 wurde der Nordwestflügel saniert, dem Seminar wurde die Nutzung der benachbarten "Lauer"-Villa gestattet. Das Ende der Provisorien kam erst 1954, als ein heller Anbau an das alte Schulgebäude errichtet wurde. 

 

 

Der Anbau ans alte Schulhaus,1954

 

 

Nur vier Jahre konnte dieser Neuanbau benutzt werden konnte, denn aufgrund der Platznot durch die wachsende Schülerzahl musste 1958 das alte Bogenhauser Schulhaus komplett abgerissen werden. Ein großzügiger funktioneller Neubau ersetzt es, in den im September 1960 die Schülerinnen und die Kindergartenkinder einziehen konnten. Auch die "Sozialpädagogische Fachschule" (spätere "Fachakademie") wurde jetzt hier untergebracht (1984 von Bogenhausen nach Giesing umquartiert). 

 

 

Kinder beobachten den Abriss des Bogenhauser Schulhauses 1958 

 

 

Das neue Schulhaus am Bogenhauser Kirchplatz 3

 

 

Heute befindet sich in diesem Gebäudekomplex die "Städtische Berufsschule zur Berufsvorbereitung" nur noch die Malerei über dem Eingang der Berufsschule (siehe Foto ganz oben) erinnert an die Vergangenheit des Gebäudes als Seminar-Kindergarten.

 

 

 

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Textquelle: 

Willibald Karl (Hrsg.): "Bogenhausen. Vom bäuerlichen Pfarrdorf zum noblen Stadtteil", München 1992.

 

Fotos von oben nach unten: