Als der Königliche Hofschauspieler Richard Stury im Jahr 1911 anlässlich des 90. Geburtstags des Prinzregenten Luitpold zum Königlich Bayerischen Hofrat ernannt wird und der Magistrat der Stadt München eine Straße in Schwabing nach ihm benennt, ist er auf dem Gipfel seines künstlerischen Ruhms. Wen wundert es, dass nun auch eine repräsentable Bleibe in einer angemessenen Wohngegend für die sechsköpfige Familie gesucht wird. Da man nach eigenen Aussagen Sturys in »glänzenden pekunären Verhältnissen« lebt, will man in eigene vier Wände ziehen und noch im gleichen Jahr wird Architekt Paul Böhmer beauftragt,  Pläne für eine Villa zu entwerfen. Schon 1912 können die Sturys von der Steinsdorfstraße 18 nach Bogenhausen übersiedeln. 1913 findet die großzügige Villa in der Zeitschrift »Der Bau« höchste Anerkennung als »beispielhaftes Familienhaus gehobenen Anspruchs«.

 

 

 

 

 

 

In der auch mit hohem technischen Komfort (zum Beispiel Toiletten auf jedem Stockwerk) errichteten Villa wird ein aufwändiger, geradezu fürstlich anmutender Lebensstil geführt und die Münchner Gesellschaft geht bei den regelmäßig hier stattfindenden Soireen ein und aus. Viele Gäste aus der Kunst- und Kulturszene dieser Zeit hat das Haus gesehen: Richard Strauss, Max von Schillings, Adolf von Hildebrandt, Max Halbe, Ludwig Thoma, Hermann und Eugen Roth, Nuntius Pacelli, der spätere Papst Pius XII., Thomas Mann. Bedauerlich, dass kein Gästebuch der Stury-Villa erhalten geblieben ist, ebenso wenig wie Bilder seiner Innenausstattung, aber das bestens erhaltene Gebäude spricht mit seinen Raumfolgen auch ohne diese Dokumente eine eigene Sprache über das Leben seiner Bewohner und seine architektonische Harmonie und Großzügigkeit beeindrucken noch heute den Besucher.

 

 

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Literatur:

Abbildungen von oben nach unten: (alle aus: Der Bau, Neue Folge der bautechnischen Zeitschrift, 28. Jg., Nr. 34, 23.8.1913, Beilage Nr. 32, S. 250f.)