Die »Süddeutsche Bauzeitung« ist in ihrer Serie über »Villen-Neubauten in Bogenhausen V« voll des Lobes für die als Nr. 6 in der Folge in der Zeit von 1902 bis 1903 erbauten Villen in der Möhlstraße. Sie schreibt am 2. Juli 1904:

 

»Bemerkenswert gerade durch ihre graziöse Einfachheit ist noch die Villa des Herrn Rentier Karl Schneider (...). In dem fast quadratischen Grundriss sind im Erdgeschoss das Herrenzimmer, Speisezimmer und Salon an die Ostfront, das Wohnzimmer dagegen an die Südwestecke neben die mit dem Garten in direkter Verbindungen stehende Terrasse gelegt. Diese Räume, mit Ausnahme des getäfelten Herrenzimmers, sind durchwegs in hellen Tönen gehalten und mit weissen, den vorhandenen Möbeln sich anpassenden Stuckplafonds ausgestattet. Sie gruppieren sich um eine Diele, die in einem in stumpfen grünen Ton geräucherten Eichenholz vertäfelt ist. Garderobeablage und Toilette liegen an dieser. Ein bequeme Treppe führt nach dem ersten Obergeschoss, in welchem die Fremden-, Schlaf- und Toilettezimmer, Bad und Schrankstube untergebracht sind. Auch diese Zimmer haben bei durchwegs hellen, freundlichen Wandtönen weisse Stuckplafonds erhalten. Das Dachgeschoss nimmt die Dienstbotenzimmer auf, die in logischer Weise äusserlich charakterisiert sind, die Waschküche, Bügelzimmer und Vorratskammer. Küche, Anrichte und Speisekammer sind im Souterrain untergebracht. Eine an der Nordostecke liegende Diensttreppe verbindet die verschiedenen Geschosse untereinander, während ein Speiseaufzug vom Keller bis zum ersten Obergeschoss den Transport der Speisen vermittelt.

Das Äussere des überaus anheimelnden Baus ist in einfachen Putzformen gehalten, die in Kalkmörtel hergestellt sind. Die nach der Strasse zu gelegene Ostfront ist nur durch ein die ganze Breite des Speisezimmers einnehmendes bay-window in angenehmer Weise gegeliedert, während der ganze Schmuck der Fassade sich auf eine ausserordentlich feine Bemalung der grossen Voute unter der weit ausladenden Hauptgesimsplatte beschränkt, eine Arbeit von der Meisterhand [Julius] Mössls, der auch hier wieder gezeigt hat, wie mit einfachen Mitteln wirklich vornehme künstlerische Effekte erzielt werden können.

 

 

 

 

Das nach allen Seiten abgewalmte Ziegeldach ist durch einige Auf- und Einbauten belebt, die aber alle durch den inneren Organismus bestimmt wurden. Die sonnig gelegenen Gartenfronten sind durch eine halb eingebaute Terrasse und Balkons, die von Fenstern nicht unterbrochenen Putzflächen sind durch grüne Spalierlatten belebt und ist damit auf eine malerisch wirkende Bewachsung durch Reben und Spalierobst ausgiebig Rücksicht genommen. Die Firma Heilmann & Littmann wurde bei diesen Bauten, von denen auch fast alle Innendekorationen bearbeitet wurden, durch die Mitarbeit der Architekten: Herrn Erich Goebel, Adrian Albrecht, Reisinger und von Hoesslin unterstützt.«

 

 

Grundriss 1. Stock

 

 

Grundriss Erdgeschoss

 

 

Querschnitt

 

 

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Abbildungen von oben nach unten:

Villa Karl Schneider, Möhlstraße 27, Gartenfront; Quelle: Süddeutsche Bauzeitung, München, 2. Juli 1904.

Villa Karl Schneider, Möhlstraße 27, Straßenfront; Quelle: ebd.

Grundrisse und Querschnitte Villa Karl Schneider, Möhlstraße 27; Quelle: ebd.