Kolbergerstraße

Bogenhausen-Herzogpark

 

Zu dem Gebiet im Herzogpark das Anfang des 20. Jahrhunderts am frühesten von der Terraingesellschaft Herzogpark bebaut wurde, gehört die Kolbergerstraße. Die dort entstandene Villen-Dreiergruppe mit den Hausnummern 16, 18 und 22 war wohl ein »Gustostückerl« und wurde sowohl fotografiert als auch gemalt und als Postkarte in einer heute würde man sagen »Marketing-Aktion« an interessierte Kunden versandt.

 

Der Architekt Carl Jäger hatte einen guten Riecher, als er 1907 von der Terraingesellschaft 950 Quadratmeter Grund zu 22.234 Mark (also etwa 21 Mark pro Quadratmeter) erwarb ein Schnäppchen auch für die damalige Zeit und einer der günstigsten Quadratmeterpreise im Herzogpark. Noch im gleichen Jahr reichte Jäger einen Bauplan bei der Lokalbaukommission München ein. Ein Jahr später war die Villa in der erst 1909 nach Wolfgang Kolberger (um 14451519, Kanzler und zeitweise Statthalter Herzog Georgs von Bayern-Landshut) benannten Straße auf der Hausnummer 16 bezugsfertig. Die Baukosten betrugen 48.000 Mark (25 Mark pro Kubikmeter).

 

 

 

 

 

Auch Münchens »aktivster« Architekt um die Jahrhundertwende, der aus Thüringen stammende Paul Böhmer, schuf hier zwei Villen in dem für ihn typischen süddeutschen »Heimatstil«: Kolbergerstraße 31/33 und Kolbergerstraße 18.

 

2013 machte die Kolbergerstraße auch wieder von sich reden, denn die Villa in der Kolbergerstraße 5 sollte der Abrissbirne zum Opfer fallen, weil ein neuer Eigentümer auf dem Grundstück ein Mehrfamilienhaus mit vier Vollgeschossen errichten wollte. Möglich wurde dies, weil im Inneren des seit 1981 unter Denkmalschutz stehende Hauses laut Landesamt für Denkmalschutz so viel verändert worden ist, dass die Villa nicht mehr als Baudenkmal gelten durfte. Lokalpolitiker und Nachbarn wollten dies verhindert. Der Verein für Nordostkultur engagierte sich tatkräftig, um zu verhindern, dass ein weiteres Stück Architekturkultur in Bogenhausen verschwindet. Leider waren alle Bemühungen umsonst: 2015 wurde die Villa abgerissen. Mehr Informationen dazu

 

 

>> zum Überblick »Straßen und Wege« im Münchner Nordosten

 

 

 

 

Abbildungen:

oben: Villen in der Kolbergerstraße; Künstler-Ansichtskarte um 1907 © privat

unten: Die Villengruppe Kolbergerstraße 16 (vorne), 18 und 22 im Jahr 1910. Das Grundstück Nr. 20 ist zu diesem Zeitpunkt noch unbebaut. 1956 wird es vom Hanser-Verlag bewohnt werden © Ansichtskarte privat