König Ludwig I. von Bayern (1786 - 1868)

 

Ludwig Karl August folgt seinem Vater Maximilian I. nach dessen Tod 1825 auf den bayerischen Thron nach. Er spricht englisch, französisch, italienisch und spanisch. Griechische und lateinische Klassiker liest er im Original. Und kaum ein Tag vergeht, ohne dass Ludwig I. ein selbst verfasstes Gedicht zu Papier gebracht hätte. Auch sonst ist der zweite König von Bayern ein rastloser Geist: "Ruhe kann mein Wesen nicht ertragen", bekannte er, "feurig muss das Leben mir schäumen, … sehnen will ich und schwärmen und träumen". So reist Ludwig I. allein 30 Mal nach Italien. 

 

Beseelt von der Überzeugung, Kunst und Geschichte erzögen die Menschen und bänden sie an die Monarchie, initiierte er - größtenteils mit privatem Geld - eine ambitionierte Bau- und Kunstpolitik, die München zu einem europäischen Zentrum der Musen und der Museen machte. "Ich will aus München eine Stadt machen, die Teutschland so zur Ehre gereichen soll, dass keiner Teutschland kennt, wenn er nicht München gesehen hat." , so der König. Ganz dem Zeitgeist des Klassizismus und Neuhumanismus verpflichtet, ist Ludwig dabei ein glühender Verehrer des antiken Griechenlands, was sich in der baulichen Umgestaltung Münchens zu einem "Isar-Athen" widerspiegelt. Er lässt viele noch heute wichtige Bauwerke errichten, darunter die Ludwigstraße mit der Universität, die Feldherrenhalle, das Siegestor, die Staatsbibliothek, den Königsplatz mit Glyptothek und Propyläen, die Pinakothek, die Ruhmeshalle und die Bavaria-Statue auf der Theresienwiese. Am 12. Oktober 1810, bei seiner Hochzeit als bayerischer Kronprinz mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (Prinzenhochzeit), beginnt auch die Tradition des Münchner Oktoberfestes.

 

 

Mit seinem volksbildenden Anspruch ist Ludwig I. allerdings gescheitert. Anstelle der Museen hätten manche Landsleute lieber Kasernen und Irrenanstalten gesehen; die unvermindert große Wohnungsnot in München, zahlreiche Unglücksfälle beim forcierten Bau der Prestigeprojekte und die Intrigen unter den Architekten des Königs (Andreas Gärtner, Leo von Klenze) mindern die Begeisterung der Münchner weiter. Mit dem Fortschreiten seiner Regierungszeit werden seine Innenminister zunehmend reaktionärer und haben kein Konzept gegen die besonders in der Pfalz oft drückende Armut; das berühmte Hambacher Fest von 1832 ist auch ein Protest gegen die bayerische Administration. Die masochistisch gefärbte Liebesbeziehung Ludwigs zu Lola Montez befremdet ab 1847 auch und gerade Königstreue und bringt Ludwig in Gegensatz zu seinen Ministern. Im Spätwinter 1848 - in Paris tobt die Revolution - lassen die Affäre um die "falsche Andalusierin", ein Aufstand der Studenten und die Erhöhung des Bierpreises in der Haupt- und Residenzstadt das Fass überlaufen: Ein "Unterschreiberkönig" aber will Ludwig nicht sein und dankt am 20. März 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian ab. Sein Charakterbild bleibt ambivalent: aufgeschlossen und rückwärts gewandt, freiheitsliebend und autokratisch, großzügig und knickrig, schöngeistig und rüde.

 

 

 

 

 

 

Textquelle: www.br-online.de

Fotos von oben nach unten:

König Ludwig I. von Bayern um 1860, Photographie von Joseph Albert

Der Königsplatz in München

Zeichnung: Lola Montez bei einem Auftritt in Amerika, Quelle unbekannt